Eine Alleingeburt im Geburtshaus? Ist da nicht normalerweise immer eine Hebamme dabei??? In diesem Geburtsbericht beschreibt eine Meisterin der Geburt -die anonym bleiben möchte- wie es dazu kam, dass sie ihr zweites Kind ohne Hebamme in einem Geburtshaus geboren hat.
„Halbgeplante“ Alleingeburt im Geburtshaus nach Kaiserschnitt
Vorgeschichte vor 2,5 Jahren/Geburt des ersten Kindes
Mit schwerer Erkältung und Husten (und dadurch vorzeitigen Blasensprung) im Kreissaal. Total kraftlos. Ergebnis war eine sekundäre Sectio nach 20 Stunden, wegen Geburtsstillstand, schlechter Herztöne, Nabelschnur um den Hals und „Sternengucker“. So sagt es der Geburtsbericht der Klinik.
Das Schlimmste für mich war das fehlende Bonding.Zweite Schwangerschaft
Letztes Schwangerschaft-Drittel:
Zum Arzt gehe ich seit der 22. SSW nicht mehr. Ich möchte mehr und mehr in meiner Verbindung zum Kind ankommen und in Ruhe gelassen werden.
Wir sind sehr im Trubel mit unserem Hausbau. Relativ spät (dafür sehr eindringlich) spüre ich vor allem durch das intensive Lesen und die Vernetzung mit anderen, dass mich Angst begleitet. Angst vor der Klinik, vor eventuell ähnlichen Situationen, vor Interventionen und vor wenig Selbstbestimmung. Daher suche ich mir eine Doula, die mich und meinen Mann in die Klinik begleiten soll. Doch insgeheim wünsche ich es mir anders – und das spürt meine Doula.
In den Vorgesprächen kristallisiert sich heraus, dass ich am liebsten ins Geburtshaus gehen möchte. Dafür bin ich meiner Doula unendlich dankbar.
Sehr spät in meiner Schwangerschaft lerne ich unsere Geburtshaus-Hebamme im nächstgelegenen Geburtshaus kennen (45min von uns entfernt). Sie sieht sich den Klinikbericht an und ihren Kalender – und nimmt mich auf. Ich habe unheimliches Glück. Ich platze vor Freude und binde meinen neuen Geburtsort sofort freudig in meine mentale Arbeit ein. Nur sehr wenigen, ganz vertrauten Personen erzähle ich von meinem Plan. Meine Geburtsvorbereitung besteht aus der Aufarbeitung meiner ersten Geburt, das geht Hand in Hand mit vielem Lesen, Vorträgen besuchen, Yoga, Meditation, Ernährung nach Louwen und tollen Spaziergängen.
Ich arbeite im medizinischen Bereich. Diesmal weiß ich genau, was ich möchte, und was nicht. Mein Mann ist voll bei mir, auch wenn er sich selbst nicht großartig mit dem Thema befasst. Beim Lesen auf der Couch lese ich ihm oft einzelne Textpassagen vor. Ich erzähle ihm auch, dass es mir am liebsten ganz allein wäre, nur mit ihm. Immer wieder lasse ich diesen Gedanken/Bildern freien Lauf. Was uns davon abhält? Wenn das Kind da ist, will ich unbedingt sofort jemanden da haben, der sich auskennt, nach dem Wohl des Kindes sieht und auch für uns und mich da ist. Außerdem bin ich Gebärende nach Sectio.
Elf Tage vor dem errechneten Termin (Pfingstsonntag) ist es da. Dieses komische Gefühl! „Was machen wir jetzt morgen?“, fragt mein Mann. Morgen ist Pfingstmontag, wir sind auf einen runden Geburtstag eingeladen. Ich habe wenig Lust auf den ganzen Trubel, das steht fest. „Ob du allein hingehst, das entscheiden wir spontan morgen“ sage ich. Ich habe dieses lange Pfingstwochenende „anvisiert“, auch weil mein Mann in der Woche nach Pfingsten mehrere Außendienst-Termine wahrnehmen muss und wir traditionell ein bisschen kürzer tragen.
Gegen 23 Uhr machen wir noch ein paar Bauchfotos, dann gehen wir ins Bett. Wie schon einige Abende zuvor verspüre ich leichte Wellen, die sonst immer verschwanden. Diesmal jedoch bleiben sie und werden stärker. Locker zu veratmen, aber zu intensiv, um zu schlafen. Alle 5 Minuten. Gegen 1 Uhr bemerkt mein Mann dass ich ständig das Weckerlicht betätige, um die Abstände zu checken. Ich sage ihm, dass ich leichte Wellen habe, wir aber liegen bleiben und er weiter schlafen soll.
1:20 Uhr: In der Zwischenzeit habe ich mich ein wenig an der Klitoris und den Brustwarzen stimuliert und die geniale Atmosphäre genossen. Dunkelheit, schlafender Mann, dennoch Zwei-/Dreisamkeit, Nähe, Vertrauen. Ich sauge es voll auf und für mich steht fest: Das ist der Geburtsbeginn, das Baby macht sich auf den Weg. Unsere große Tochter schläft friedlich in ihrem Kinderzimmer.
Neugierig stehe ich auf, lasse mir die Badewanne ein und stelle meine Salzlampe auf (die mein täglicher Begleiter in den letzten Wochen war). Vorher habe ich ein großes Bedürfnis meinen Darm zu entleeren. In der Wanne fühle ich mich wohl, jede Zelle in mir grinst, ich rasiere und wasche mich und die Wellen bleiben wie gehabt. Mein Mann kommt ins Bad, wir grinsen uns nur an, ich sage „läuft, geht mir gut, aber bitte lege dich wieder schlafen“. Ich wollte ihn fit, wenn ich ihn brauchen würde. Um 1:50 Uhr rufe ich aus der Wanne die Hebamme vom Geburtshaus an. Sie vermutet, die Wehen seien noch zu kurz, um etwas zu bewirken. Und ja, das stimmt, lang waren die Wehen wirklich nicht, vielleicht 30 Sekunden. Sie empfiehlt das, was ich ohnehin vor hatte: Ausruhen, versuchen zu schlafen.
Nach der Wanne muss ich wieder auf die Toilette, fühle mich sehr wohl und frei dort. Dann lege ich mich auf die Couch, was gut ist, denn die Wellen werden intensiver. An Schlafen ist nicht zu denken. Im Gegenteil: Ich bekomme Hunger. Esse um 2:30 nochmal vom Abendessen (Kurkumareis). Die nächste Stunde ist seltsam, kaum tauche ich etwas ab in den Schlaf, kommt die nächste Welle. Sie sind intensiver aber wieder seltener, alle 7 Minuten. Die Wehen sind im Rücken zu spüren, nicht im Bauch vorne. So wie ich es von der ersten Geburt kenne. Um 3:40 Uhr wecke ich meinen Mann, weil die Wehen plötzlich alle 3 Minuten kommen und so intensiv werden, dass ich mir ihn dazu wünsche. Aber statt unsere von der Doula gelernten Techniken anzuwenden in der Wehe und Wehenpause entscheidet mein Mann, wir würden nun ins GH fahren. Ich rufe unsere Doula an und nochmal die Hebamme. Auch sie ist nun einverstanden, haben wir doch auch ein Stückchen Fahrt vor uns. Wir brauchen zum Packen nochmal Zeit, sage ich den Beiden. Viele alltägliche Dinge fehlten in unseren Taschen noch. Während des Packens sind die Wehen richtig fies und eng aufeinander. Alle drei Minuten. Da mein Mann ständig in einem anderen Raum ist, stemme ich mich erfolgreich in den Türrahmen. Das hilft enorm. Wir geben noch kurz meinen Eltern Bescheid, die im Haus wohnen, dass wir nun losfahren (in die Klinik ;-)).
Um 4.15 Uhr fahren wir dann los – in den Sonnenaufgang. Vergessen die Hektik der letzten 20 Minuten und wieder mit breitem Grinsen im Gesicht. „Diesmal läuft es, das spür ich“ sage ich zu meinem Mann. Ich bejahe jede Welle, habe keine Angst vor der Autofahrt. Ich habe die Augen viel geschlossen und die Abstände sind bei 4 Minuten. Pfingstmontag um die Zeit, es ist kein Verkehr. Super, denke ich, heute kommt das Baby – brav!
Vor Ort müssen wir 10 Minuten laufen, weil kein Parkplatz zu finden ist. Doch das macht mir nichts, die Sommerluft und lautes Vogelgezwitscher erheitern mich. Dennoch, ich habe drei heftige Wehen auf dem Weg, die ich laut vertönen muss. Angekommen im Geburtshaus begrüßen wir uns recht verhalten. Danach husche ich gleich zur Toilette. Inzwischen ist es 5 Uhr. Wir sprechen miteinander. Aber: Keine Wehen mehr. Null, nichts. Jetzt habe ich ein richtig schlechtes Gewissen. Sie sagt: “Naja, jetzt schauen wir halt mal, deine Wehen waren mir noch ein bisschen zu kurz“. Sie tastet, es kommt eine sanfte Wehe, sie bleibt. Es fühlt sich grob an und fast annähernd so ausgeliefert wie damals vom Arzt in der Klinik. Von der wohligen Geburtshaus-Atmosphäre ist noch nicht viel angekommen in meinen Zellen. „Ein Zentimeter“, sagt sie. Na toll, denke ich, seit sechs Stunden Wehen, kein Auge zugemacht und ein Zentimeter! Wie damals. Aber der eine Zentimeter ist es nicht. Viel schlimmer: Sie sagt, „Geburtsunreifer Befund“, „Köpfchen nicht im Becken“, „Geburt kann heute sein, morgen sein oder ganz wann anders, alles noch Latenzphase“, „Schleimabgang auch Fehlanzeige“. Vor heute Nachmittag passiert hier nichts. Ein Hotel ist das Geburtshaus nicht, sie müsse uns eventuell am Nachmittag wieder heimschicken. In dem Moment kommt, Gott sei Dank, unsere Doula dazu. Sie sieht, dass ich geknickt bin, auch vergleiche, und erschöpft bin vom fehlenden Schlaf. Beide appellieren an mich: „Ausruhen! Schlafen!“ Ihr seid ja witzig, bis gerade eben hatte ich ja ständig Wehen, die mich davon abgehalten haben zu schlafen. Dann sucht unsere Doula noch ein kurzes Gespräch mit uns allein: „Du musst es abgeben, die Entscheidung. Ob die Geburt heute ist oder wann sie sein wird, ENTSCHEIDET DAS KIND, nicht du! Du willst es gerade zu sehr, das verkrampft. Gib es ab.“
Die Worte sitzen. Wie recht sie hat. Ich würde meine Energie schließlich noch brauchen, nach diesem Befund!
Weiter keine Wehe. Unsere Hebamme zeigt uns, wo alles steht im Haus und sagt, wir sollen versuchen zu schlafen. Außerdem erzähle ich vom Kurkumareis und bin selbst verunsichert, was mein Körper und das Baby da gerade mit dem Kurkuma tun.
Wir vereinbaren, dass die Beiden gegen 11 Uhr wieder da sein werden. Um 5.30 Uhr gehen sie. Sollte vorher was sein, sind sie jederzeit erreichbar.
Und tatsächlich, ich genieße die gemütliche Atmosphäre, den Kerzenduft von der Doula, den schönen Raum, die Stillkugeln von Doula und Hebamme. Alles ist plötzlich wieder stimmig. Aber ich habe keine Wehen mehr. In Löffelchenstellung schlafen wir beide ein. Null Wehen. Von 6 Uhr bis 8 Uhr können wir Kraft tanken. Um 8 Uhr werde ich wieder von den ersten sanften Wehen geweckt. Ich schreibe meinen Eltern, dass wir wegen geburtsunreifem Befund und 1cm Muttermund- Öffnung wahrscheinlich nochmal heimkommen von der Klinik ;-). Mein Mann macht sich Kaffee. Zu diesem Zeitpunkt habe ich die Entscheidung so sehr abgegeben, dass ich nicht mehr daran glaube, dass dies die Geburt ist. Ich frühstücke ein wenig, die Wehen werden stärker. Ich genieße, dass wir allein sind. Wir sind entspannt und total im Flow, alles ist „cool“ und mein Geist ist frei. Ich interpretiere nicht mehr großartig.
9 Uhr: Ich sitze auf dem Pezziball. Mein Mann drückt mein Kreuzbein, streicht über meinen Rücken, Welle, Pause, Welle, Pause – wir sind ein tolles Team. Wir kontrollieren keine Zeit mehr. Lassen es „geschehen“ ohne zu bewerten. Ohne ihn möchte ich nun aber keine Wehe mehr sein. Ich stöhne tief. Bin im Flow. Unsere Musik läuft. Ich gehe auf’s Klo, bleibe dort, fühle mich dort wohl. Immer wieder gehe ich zur Toilette. Noch kein Schleimabgang. „Die Geburt ist ja auch frühestens am Nachmittag“, erinnere ich mich. Er streichelt mich am Klo sitzend. Auf die Badewanne habe ich noch keine Lust. Ich hänge mich ins Seil, bin auf dem Ball oder sitze am Klo. Ich atme gut, komme gut in Verbindung mit unserem Kind. Aber ohne die Streichler meines Mannes und den Druck am Kreuzbein wäre ich aufgeschmissen. Ich sehe die Welle, auf der ich surfe oder den roten Herzensfaden von meinem Kind zu mir. Auch die sich öffnende Rose. Aber ich habe oft auch die Augen offen, anders als ich mir das vorher ausmalte. Jetzt habe ich starken Druckschmerz in der Mitte der Stirn während der Wehen. Die Stirn verkrampft sich teilweise richtig und ich versuche die Falten wieder mit den Fingerspitzen nach außen zu „entfalten“.
Warum wir nicht anrufen? Weil uns einfach überhaupt nicht mehr klar ist, was hier gerade passiert. Spinnt der Körper wegen dem Kurkuma-Essen oder will das Kind doch jetzt kommen? Fehlalarm möchten wir auch nicht wieder, und gefühlt hätte die frühe Anwesenheit wieder alles Laufende ins Stocken gebracht. Wir arbeiten im Flow toll zusammen und uns fehlt es an nichts, ich bin ganz bei MIR, sodass ich keinem der Abwesenden einen Vorwurf mache.
Um 10.25 Uhr rufen wir die Beiden dann aber doch an, dass sich nun wieder gut was tut, und sie sich bitte wie vereinbart um 11 Uhr zu uns auf den Weg machen sollen. Badewanne, nehme ich mir vor, machen wir dann, wenn die Beiden da sind. Denn jetzt habe ich Lust dazu.
10:45Uhr: Ich bin mal wieder auf der Toilette und habe drei wirklich beschissene Wehen. Ich kann überhaupt nicht mit den Wehen umgehen, Niemandsland, absolute Hilflosigkeit. Es fühlt sich an wie ein luftleerer Raum, ich will atmen, doch es geht nicht. Ich beiße meinem Mann in den Unterarm. Er schreit. Da kommt die nächste kräftige Wehe angerauscht. Ich zittere, mein ganzer Körper schmerzt. Vorbei das Bejahen jeder weiteren Wehe, vorbei alles Positive, vorbei mit Flow. Ich weiß überhaupt nicht wohin mit meinem Körper, und erst recht nicht mit meinem Geist. Habe das Gefühl ich kann überhaupt nichts machen, nicht drücken, und vor allem nicht mal atmen. Ich will laut sein, kann aber nicht, weil die Atmung nicht klappt. Jetzt ist keiner da, der mir helfen kann. Doch ich komme nicht dazu, die Situation zu bereuen. Die dritte von diesen komischen Wehen verbringe ich im Stehen abgestützt am Waschbecken, weil sich das stimmiger anfühlt. Sie ist genauso schlimm wie die beiden vorherigen, doch dann kommt etwas Neues. Als die Welle abebbt, also schon nach dem überschreiten ihres Höhepunktes, zieht mich plötzlich eine Urgewalt nach unten in die Knie. In der Wehenpause sage ich meinem Mann, dass ich Pressdrang habe und ins Gebärzimmer vor’s Bett auf die Knie möchte.
10:52Uhr: Kaum am Bett angekommen, übermannt mich die erste Presswehe. Aber auch ein riesen Schwung Motivation. Während mein Mann mir ein Kissen vor’s Bett schmeißt, gehe ich ziemlich laut vor dem Bett kniend die erste Presswehe an, abgestützt auf dem Bett. Kein Schleimabgang, nichts. Ich spüre sofort die Urgewalt, aber empfinde es als Erlösung von den vorherigen Wehen. Mir ist sofort klar, dass diese Presswehen nicht lange gehen würden bis wir unser Kind hätten. Ich schrei meinem hinter mir knieenden Mann zu, er soll die Hebamme anrufen. Erst weigert er sich, sagt er brauche jetzt seine beiden Hände. Ich stöhne in der Wehenpause:„Freisprech-funktion“ und er wählt. Die Hebamme bekommt also meine zweite Presswehe mit und sagt, sie sei in 4 Minuten da. Instinktiv war mein Mund ganz weit auf, so weit wie noch nie zuvor in meinem Leben, fast wie ausgekugelt, ich nehme das auch wahr. Ich sehe alles ganz klar. Ich bin laut und schrill im Vergleich zu vorher, wo ich tief tönte. Bei der dritten Presswehe stimuliere ich meine Brustwarzen und meine Klitoris, weil der Druck sehr groß wird. Mein Mann bemerkt, dass mir die geschlossene Fruchtblase weich aus der Scheide hängt. Tatsächlich, ich taste in der Pause, der Motivationsschub durch das Tasten bleibt aber aus, zu befremdlich ist diese Haptik. Die vierte Presswehe kommt, und diese ist ganz fies. Ich reiße. Ich stimuliere und schreie meinen Mann an, er soll Dammschutz machen. Doch er weiß nicht wohin mit seinen Händen und drückt am Kreuzbein. Ich fluche. Es brennt. In der Wehenpause fluche ich: „Was sind das für scheiß vier Minuten!“ In der fünften Presswehe gebäre ich den Kopf, sie ist toll, weil produktiv. Sofort bin ich in einem extremen Endorphin-Rausch und Freudentaumel. Bei der sechsten Presswehe flutscht der Körper ganz easy nach. Mein Mann lässt ihn Richtung Boden gleiten. Es ist 11:02 Uhr.
Leider bin ich so erschöpft, dass ich nicht nach unten blicke zwischen meine Beine. Eine Tatsache die ich etwas bereue. Mein Mann erblickt unser Baby in der noch geschlossenen Fruchtblase und macht sie sogleich an der Backe auf, damit wir ihn sehen und er „atmen“ kann. Gut sieht er aus.
Mein Mann wischt ihm das Blut mit einer Küchenrolle aus dem Gesicht. Anschließend versuche ich ihn hochzuheben zu mir, doch die Nabelschnur liegt komisch um seinen Körper und erscheint mir zu kurz. Also streichle ich ihn kurz. In diesem Moment kommt unsere Hebamme herein. Sie ist total gefasst und strahlt große Ruhe aus. Null Hektik. Und von fehlender Herzlichkeit ist keine Spur mehr in mir, ich fühle mich wohl mit ihr. Sie hebt meinen Sohn zu mir hoch und hilft mir auf das Bett zum Bonden.
Ab hier weiß ich nicht mehr alles so genau. Das Zeitgefühl ist weg. Wir gucken nach dem Geschlecht und ich lege ihn an. Mein Mann darf später die Nabelschnur durchschneiden und unsere Doula kommt nun auch dazu. Bis zur Nachgeburt dauert es 40 Minuten. Die U1 machen die Hebamme und Praktikantin ganz entspannt nachdem er getrunken hat, 2450g und 47cm zart ist unser Bübchen (zierlich wie Mama). Später habe ich noch die geilste Dusche meines Lebens, wasche mir mit deren Hilfe den ganzen stolzen Blutkram vom Körper, der Kreislauf macht prima mit. Die vielen Gespräche in den 2 Stunden nach der Geburt mit Doula und Hebamme helfen uns, das Erlebte zu verarbeiten. Die 3 Übergangswehen und die vierte Presswehe waren selbst rückblickend nicht schön, aber daran hätte vielleicht niemand etwas ändern können. Ich hatte zu keiner Zeit negative Gedanken an meine Kaiserschnitt-Narbe, nein ich hatte noch nicht einmal IRGENDWELCHE Gedanken an sie. Es war eine überwältigende Alleingeburt, in der ich mich nie allein oder im Stich gelassen fühlte, die nicht schmerzfrei war, aber die im Flow war. Die selbstbestimmt und absolut befreiend war. Und die zeigt, dass eine Geburt alles andere als linear verläuft und wie wichtig das individuell passende Geburts-MindSet ist.
Liebe Jobina, tausend Dank für „deinen Baustein“ zu diesem Erlebnis!