Für Mia ist es bereits ihre fünfte Geburt und ihre dritte „unassistierte Hausgeburt“. Eine kleine Vorwarnung an Dich, liebe Leserin, wenn Du gerade in einer sehr sensiblen Phase Deiner Schwangerschaft bist und ausschließlich von sanften Geburten lesen magst: Diese Geburt ist anstrengend. Und trotzdem darf ein solcher Bericht der Welt nicht vorenthalten bleiben, denn er zeigt so wunderbar zu welchen Kräften wir Gebärende imstande sind und welche „special effects“ die Natur drauf hat, um dem Baby zu helfen, geboren zu werden.
Geburtsbericht 5. Geburt, 3. unassistierte Hausgeburt
Es war eine wunderschöne Schwangerschaft, aber körperlich die intensivste/anstrengendste. Es war zu merken, dass mein Baby etwas mopsiger wird als die anderen – die einzelnen Körperteile waren viel mehr zu spüren in meinem dieses Mal noch dazu eher kleinerem Bauch, was mir die letzten Wochen kompletten Schlafentzug bescherte, da ich regelrecht auf ihm drauf lag, wenn ich mich auf die Seite legte und das folglich unerträglich war.
Die für mich nun letzte Geburt begann, wie die erste damals vor 16 Jahren. Ich sagte es schon voraus, dass es enden wird wie es anfing. Bei den letzten Dreien platzte schließlich die Blase, kurz pressen, flutsch und fertig. Hier war es anders – und natürlich platzte sie auf dem Bett: 40+1, gegen 18 Uhr.
Eigentlich wollte ich gerade aufstehen zum Pipi machen, als es mich plötzlich im Unterleib drückte, ich deshalb noch liegen blieb und es einen Riesen Platsch gab. Die Fruchtblase war geplatzt. Aber wie! Das werde ich nie vergessen, wie es platschte und strömte. Ne Minute danach habe ich dann erstmal die Pipiblase entleert – denn eigentlich war es die, die drückte und danach hab ich erstmal den Boden noch etwas gewischt, den ich noch mit Fruchtwasser vollgetropft habe.
Die Geburt selbst ging noch nicht los, wie damals bei der ersten, die auch erst zwei Stunden nach Blasensprung kam. Es war also alles noch ruhig und entspannt. Die Geburtskerze wurde angezündet – denn der Blasensprung war nun einmal der Startschuss und es hieß abwarten – bei Musik und etwas tanzen, oder auch nur einfach nochmal rumliegen und gespannt weiter warten.
Gegen 20.30 Uhr bekam ich wohl einen Hormonschub – ich war plötzlich restlos tiefenentspannt. Ich fühlte mich einfach nur frei und glücklich, dass mir sogar die Tränen kamen vor Freude, Glück und tiefster Reinheit. Es war einfach noch einmal schön, die letzten Momente ganz bewusst zu genießen.
Etwas Respekt vor dieser Geburt hatte ich schon länger, denn es war wie gesagt klar, dass er mich etwas mehr ausfüllt, aber die Natur weiß was sie macht und das wird schon. Muss.
Irgendwann nach 23 Uhr wurden die Wehen, der Druck stärker. Spannung machte sich breit, ob es noch vor Mitternacht wird oder doch der nächste Tag erst anbricht? Es war noch nicht abzuschätzen. Etwa zwanzig Minuten später begann der Druck am Bauch im Bereich zwischen den Beckenknochen. Die Gegend, wo ich in der Schwangerschaft schon regelmäßig meine Schmerzen und Druck hatte und seine Ellenbogen sich oftmals rausbohrten.
Der Moment, wo ich echt wieder Respekt bekam, denn dieses Mal war es unter der Geburt und ich hatte doch etwas Sorge dass das noch weh tun wird. Ein Glück hab ich mich schnell besonnen und lieber ne Runde geatmet und locker gelassen – als in Angst zu verfallen. Ich weiß ja, wie kontraproduktiv das ist. Und… ich bekäme ihn schon raus
Um 23.26 Uhr schrieb ich einer Bekannten, dass es wohl einen guten Schritt weiter ist/geht. Um dann kurz darauf zu korrigieren, dass es nur ne Ladung Durchfall war, was sich getan hat. Na immerhin, der Darm sollte langsam leer sein – so zumindest meine Hoffnung zu dem Zeitpunkt.
Um 23.32 Uhr schrieb ich meine letzte Nachricht, leicht genervt, dass nun Anderes als Durchfall dran wäre. Kaum geschrieben… setzten die Presswehen ein. Ein sehr starker Druck, den ich dieses Mal wahrhaftig lauter veratmen und mitstöhnen musste beim Drücken.
Es war noch nicht schmerzhaft, aber extrem anstrengend und der intensivste Druck den ich je erfuhr.
Der Kopf rutschte einmal wieder zurück und es dauerte drei Presswehen bis er draußen war. Phuuu… kurzzeitig dachte ich, ich würde gleich in alle Richtungen zerreißen. Es drückte schon massiv in alle Richtungen. Wieder dachte ich nur: Entspannt bleiben! Es geschehen lassen. Nachgeben. Schlimmstenfalls reißt es wie es reißt. Nur auf keinen Fall jetzt noch Panik bekommen. Das war wichtig. Auch hörte ich kurz auf zu Pressen. Der Kopf ging nämlich nicht durch – und das krampfhaft Rauspressen hätte mich dieses Mal (ich bin ja sonst so n Profi im Kind innerhalb einer Minute rauspressen ) definitiv heftig zerrissen.
Es war genau richtig, erneut auf die nächste Wehe zu warten. So hatte er Zeit, dass die Schädelplatten sich noch einmal weiter überlappen konnten. Das war auch nötig. Und dann war es soweit: Der Kopf war geboren. Geschafft. Kurz atmen. Pause. Normal flutschte der Körper der anderen dann nur so nach. Hier ging der massive Druck weiter. Es war schwer. Anstrengend. Nachdem kurz Pause war, platschte ein Arm raus. Es dauerte insgesamt noch zwei, drei Presswehen bis der ganze Körper geboren war.
Es glich wohl der Geburt eines Kalbes – am Ende. So fühlte es sich aber auch an.
Relativ schnell ging es dann trotzdem. Um 23.38 Uhr – nach also rund heftigen sechs Minuten Presswehen- war die Geburt „überstanden“.
Wie erwartet, hatte er knapp 400g mehr als die anderen, bei gleicher Größe und einen stark verformten Kopf wie bei einer Saugglocken-Geburt.
Der Kopfumfang betrug auch knapp drei Zentimeter mehr, als bei den anderen, wie später nachdem die Verformung weg war, raus kam. Dank der massiven Verformung war er zum Zeitpunkt der Geburt rund 1,7cm kleiner – das war wohl meine Rettung, mein Glück – und erklärt bestens, weshalb der Kopf mehrere Anläufe brauchte um geboren werden zu können.
Es war mit Abstand meine intensivste, anstrengendste Schwangerschaft und Geburt – und ich kann vollster Glück und stolz berichten, dass es trotzdem gerade so eben noch schmerzfrei ablief, und ich auch gar nicht nennenswert gerissen bin, wie es sich erst anfühlte. Das war wohl kurz vor knapp – noch einmal Glück gehabt und genug locker gelassen. Was wieder einmal belegt, dass es wenig Wichtigeres gibt als auf seinen Körper und die Natur zu vertrauen und sich dem hinzugeben – und keinesfalls zu verkrampfen oder sich Ängsten hinzugeben.
Die Geburt war für uns beide folglich sehr anstrengend, aber bereits nach einem Tag hatte sich mit Stillen und co alles weitestgehend eingependelt, dass es klappte. Im Ganzen hängt es uns beiden doch noch etwas nach. Das ist aber auch verständlich und geht nicht innerhalb ein, zwei Tagen zu verarbeiten. Die Erinnerung wird bleiben und ich bin einerseits sehr dankbar, es so intensiv miterlebt zu haben – denn es war das letzte Mal.
Achso, wo wir beim Thema sind, ich sollte wirklich alles miterleben! Von wegen mein Darm hätte sich genug entleert … während der Geburt kam noch einmal eine wirklich ordentliche Ladung, Details erspare ich euch, aber so hab ich dieses Erlebnis immerhin auch durch.
Die Plazenta kam rund eine Dreiviertelstunde nach der Geburt. Eine Weile danach habe ich mein Baby dann angezogen, und die Nabelschnur mit dem Nabelschnurbändchen abgebunden und durchgetrennt.
Die U1 durfte/habe ich dieses Mal selbst durchgeführt, ganz entspannt und nach eigenem Tempo, und die Hebamme hat dieses lediglich später unterschrieben. Es war wunderschön und noch weit entspannter als es die letzten Male war, doch schon viel freier und ruhiger.
Und nun… heißt es erstmal weiter regenerieren und kuscheln.
PS: Zwecks Nachwehen und co., kann ich wieder einmal nur empfehlen sich an die Plazenta zu wagen – das bewirkt echt Wunder.
Text und Fotos © Mia B.F.
Lies hier mehr von Mia und ihren vorherigen Geburtserfahrungen: Mia und ihre zweite UC … Wenn das Geschwisterkind die Geburt filmt