Gastautorin Michelle ist bereits eine Alleingeburt-Wiederholerin und teilt mit uns ihre Erfahrungen einer schnellen und wunderbaren Gebärreise:
Silas, 3500g, 51cm
Wir hatten schon bei unserem ersten Kind eine geplante Alleingeburt und so war absolut klar, das wir es wieder genauso machen. Ich verbrachte eine vorsorge- und beschwerdefreie Schwangerschaft, wirklich traumhaft. Das Baby lag auch die ganze Schwangerschaft über in Schädellage, was eine nette Abwechslung war – meine erstgeborene Tochter lag nämlich bis ET+7 in BEL und drehte sich erst einige Tage vor der Geburt. Das einzige was mich manchmal beschäftigte war meine Ungeduld, denn ich freute mich wahnsinnig auf die Geburt und konnte es kaum erwarten. Nicht nur mein Baby endlich im Arm zu halten sondern auch den Akt der Geburt selbst. Das erste Mal war zwar anstrengend und schmerzhaft gewesen, trotzdem war es für mich das schönste Erlebnis meines Lebens.
Der errechnete Termin war diesmal am 11.07.2021, fast genau 18 Monate nach dem Geburtstag meiner Tochter. Da ich mit ihr 10 Tage über ET gegangen bin wusste ich, dass es wieder so kommen könnte und war am ET noch sehr entspannt. Zu Recht, es tat sich auch absolut nichts. Am Abend darauf, gegen 22 Uhr, spielte ich noch mit meiner Tochter im Wohnzimmer, als ich ein kleines Ziepen bemerkte. Es war aber so sanft, dass ich nicht sicher war ob da wirklich was ist oder ich es mir einbilde. Nachdem es aber mehrmals wiedergekehrte, war ich mich doch sicher, dass die Geburt los geht. Ich zog mich ins Schlafzimmer zurück mit der Absicht, noch etwas zu schlafen und Kräfte zu sammeln. Gegen 23 Uhr hörte ich, wie mein Mann sich mit unserer Tochter hinlegte und entschied mich doch wieder ins Wohnzimmer zu gehen, weil ich plötzlich aufrecht sein wollte. Ich zündete meine Geburtskerzen an und legte Handtücher bereit.
Während dieser Zeit wurden die Wehen intensiver, jedoch nicht schmerzhaft. Ich spürte nur, dass sich der Druck erhöht hatte. Ich kniete mich vors Sofa und atmete ganz bewusst mit den Wehen mit, wodurch sie nochmal an Intensität zunahmen. Nach ein oder zwei Wehen vor dem Sofa kam mein Mann von der Einschlafbegleitung zurück und brachte mir schweigend etwas zu trinken und tupfte mich mit einem kalten Waschlappen ab. Genau das was ich in dem Moment brauchte. Es war ja Sommer und daher auch recht warm in der Wohnung.
Die nächste Wehe kam und ich spürte die Fruchtblase am Ausgang. Der Druck war schmerzhaft und unangenehm, so dass ich die Fruchtblase aufstach. Mein Mann hatte das wohl vorher gesehen und hat noch rechtzeitig ein Handtuch unter mich geschoben und so den Teppich gerettet. Kaum war die Fruchtblase auf kam die nächste Wehe und die hat mich fast umgehauen. Vorher war alles so entspannt und schmerzfrei, dass ich nicht damit gerechnet hatte, plötzlich eine so starke und schmerzvolle Wehe zu erleben. Ich drehte mich zu meinem Mann und sagte: „Die war jetzt richtig krass. Ich weiß nicht wie ich das noch stundenlang aushalten soll.“ Und er lächelte und meinte „Keine Sorge, so wie du dich anhörst ist das Baby eh gleich da.“
Mein „Nein.“ erstarb mir auf den Lippen, als die nächste kraftvolle Wehe kam. Wieder schmerzhaft, aber diesmal mit Pressdrang. Ich schob intuitiv mit und merkte, wie der Druck auf einen Schwupps vorbei war. Unser Baby war geboren.
Der Blick auf die Uhr sagte mir, dass die ganze Geburt unter zwei Stunden gedauert hat – es war 23.45 Uhr. Ich war völlig fassungslos, das erste was ich sagte war „Das gibts doch nicht, das ist doch verrückt.“ So oder so ähnlich wiederholte ich den Satz auch noch ein paar Mal. Ich konnte einfach nicht glauben, dass es das schon gewesen sein sollte. Nicht mal zwei Stunden, nur zwei schmerzhafte Wehen und das Baby ist da? Das musste ich erstmal ein paar Minuten verarbeiten.
Währenddessen hat mein Mann das Baby hochgenommen, abgerubbelt und nach dem Geschlecht geschaut – ein Junge. Ich schaute zu, wie die beiden das erste Mal Haut-an-Haut Kontakt aufnahmen und war auf Wolke Sieben. Danach reichte mein Mann mir den Kleinen und ich legte ihn das erste Mal an, während ich immer noch auf Handtüchern vor dem Sofa saß. Eine halbe Stunde nach der Geburt war die Nabelschnur auspulsiert, wir nabelten ab und ich ging aufs Klo. Einen Schritt vor der Schüssel plumpste überraschend die Plazenta auf den Boden, worüber ich ganz froh war, da ich bei der ersten Geburt einige Stunden mit stetigen Blutungen gewartet hatte. Da war es mir doch lieber wenn die Plazenta so schnell und ohne große Blutung kommt. Mein Mann räumte danach noch ein bisschen auf und dann kuschelten wir uns zusammen ins Bett. Mann und Baby schliefen sofort ein, ich hingegen war so voller Adrenalin, dass ich die ganze Zeit wach lag. Ich war ein bisschen wehmütig, dass die Geburt so schnell ging, ich hätte gerne stundenlang so richtig im Geburtsfeeling geschwelgt. Andererseits war ich aber auch voller Stolz und Bewunderung für mich und meinen Körper, mein Baby. Einfach unglaublich was wir da als Team geleistet haben!
Am nächsten Morgen kam dann unsere Tochter dazu und lernte ihren Bruder kennen. Das war faszinierenderweise die erste und einzige Nacht die sie jemals durchgeschlafen hat! Normalerweise wacht sie 3-10 mal pro Nacht auf, aber in dieser einen Nacht hat sie wohl gespürt das ich die Ruhe ganz dringend brauche.
Insgesamt waren sowohl die Schwangerschaft als auch die Geburt absolut magisch und ich hätte es mir nicht schöner vorstellen können. Ich erinnere mich auch jetzt, fünf Monate später noch fast täglich daran zurück und freue mich über dieses großartige Geburtserlebnis.
Foto und Text © Michelle Wollny
Michelle´s erste Alleingeburt findest Du hier: Klick
Mein zweites Kind kam am 23.11.2021 auch sehr rasch auf die Welt. Gegen 13 Uhr fingen die Wehen an und zwar schon sehr deftig. 14:25 wurde er geboren in die Hände meines Mannes. Wir waren völlig überwältigt. Damit hätte keiner gerechnet.♥️ eigentlich war geplant dass wir ins Geburtshaus fahren, aber dann wurde es doch eine Alleingeburt.
Yeah! Gut gemacht!
Dann auch Dir ganz herzliche Glückwünsche, liebe Sophie!