Ein Fuß! – Egal, muss auch raus! Alleingeburt mit überraschender Geburtslage des Kindes

Fünffach-Mama Tabea Tamara Carmen hat schon eine Reihe von Geburtserfahrungen. Bei ihrem 4. Kind meisterte sie bereits eine Alleingeburt trotz Zustand nach 2 Kaiserschnitten. Doch die Schwangerschaft mit ihrem 5. Kind ist irgendwie ganz anders und auch die Geburt wird zu einem Akt der Geduld. Denn ihr Baby liegt nicht wie gedacht mit dem Kopf voran. 

 

Die dritte Vaginale Geburt nach 2 Kaiserschnitten (3VBA2C) – Meine zweite Alleingeburt

Die Geburt meiner ersten Tochter ist jetzt 6 Wochen her, ihre Schwangerschaft & das Kommen zu mir waren heilsam & kraftvoll. Sie kündigte sich in einer Phase meines Lebens an, in der ich nach vorheriger traumhafter spirituellen Alleingeburt & der Findung meines Seins damit konfrontiert wurde, dies nicht nur zur fühlen, sondern jetzt auch zu leben. Und sie stellte mich auch davor, dem Leben/mir jetzt wieder vertrauen zu dürfen, jetzt genau zu diesem Zeitpunkt meines Seins.

Ihre Schwangerschaft war die 6. mit 5.Kinde & trotz Bemühungen mich dieser sehr widmen zu wollen, gab es viele Abende an dem beispielsweise das Bauchöl unberührt neben dem Bett stand und ich eingeschlafen bin, aber Großfamilienmütter wissen dem zuzustimmen. Auch hier wiederum, so sagte mir meine Hebamme, wissen das diese Kinder ganz genau und kommen deshalb als die weiteren.

Köpfchen im Becken oder doch nicht?

Die Vorsorgen zog ich wieder nach Gefühl auf 6 Wochen-Abstände, so das auch diesmal insgesamt nicht mehr wie sechs Termine drin stehen – alle gestalteten wir frei und oft hörten wir nur kurz den Herzschlag, weiteres lehnte ich ab. Meine Hebamme die eine sehr eigene sanfte Art hat mit Ungeborenen zu kommunizieren, wenn sie diese um Erlaubnis bat den Bauch zu tasten oder das Herz zu hören, fragte mich routinemäßig wo ich denn den Schluckauf spüre und auch beim Tasten selbst vernahm ich das Köpfchen immer im Becken. Wir unterhielten uns noch darüber, dass sie derzeitig viele BEL Geburten habe, und ich kommentiere dieses, dass auch das für mich keinen Unterschied machen würde, wäre dem so und machte mir keine weiteren Gedanken dazu.

(Tatsächlich war sie sich an VET 40+0 unsicher, so notierte sie sich bei Kindslage ein Fragezeichen und fragte diesmal noch ein wenig intensiver als sonst, wo ich denn den Schluckauf spüre. Später zur U1 erzählte/ zeigte sie mir ihre Notiz, sie wusste die Info wäre für mich nicht relevant & zum Schluss eher verunsichernd gewesen. Jetzt im Nachhinein  hab ich mich beim Baden manchmal gewundert warum ich das Baby mit ordentlichen Tritten nicht so wie die anderen unter dem Rippenbogen spürte oder Kindsbewegungen der Beinchen abzeichneten, also intuitiv wusste ich das wohl doch, weil ich viel im sogenannten Katzenbuckel verbrachte – ich denke sie lag schon die ganze Zeit in BEL).

Bedingt durch den Stillzyklus war der Zeugungstermin unklar, aber trotzdem war da ein Gefühl, dass ich schon ein wenig weiter war. Mein Kopf war noch nicht frei und ich wellte schon Wochen vor dem VET rum (auch bisherig so ungewöhnlich) und in diesen Phasen sprach ich meinen Baby zu, sich noch etwas Zeit zu lassen. Ich hatte Sorge weil ich so mit mir beschäftigt war, das mein Baby und ich keinen Zugang zueinander hätten. Ich empfand es als sehr rücksichtsvoll in seinem Sein, als hätte „es“ dafür Verständnis. Wenn es mir nicht gut ging so kommunizierte ich intuitiv und erklärte, dass das die meinen und  nicht die seinen Sorgen seien um die ich mich kümmere.

Vorgeburtlich half hier mir noch ganz knapp vor VET die Bindungsanalyse, in der ich für mich noch Dinge klären konnte und am letzten Termin sogar die Erkenntnis, dass es auch andere Zugänge von Wegen zu Bindungen gibt, als nur von denen die ich dachte. Die Termine waren anstrengend und mit vielen Tränen verbunden, aber ich konnte ablegen das mir meinen Baby verzeihen müsse, weil ich nicht konnte wie ich wollte. Frei davon wich die Angst dessen und die Freude auf die Geburt, ich wellte weiterhin.

Die Geburtsreise beginnt

Am Mittwoch hatte ich gut und ausgiebig geschlafen, zu Abend dachte ich mir noch ob es womöglich eine Portion Schlaf zu viel sein gewesen sein könnte und dass das Einschlafen jetzt nur schwer gelinge würde. Ich schrieb noch mit meiner Familie und  ging auf die Toilette. Als ich so seitwärts mit Vorgeplänkel an Wellen da lag, das Bein anhob um es bequem in Position zu bringen und endlich einzuschlafen, merkte ich wie es floss – das war dann wohl die Fruchtblase die das Baby selbst sprengte als es noch ziemlich wach in meinem Bauch herum turnte.

Also, etwas überrumpelt vom Start unserer Geburtsreise (sonst so VET + 11/12) weckte ich meinen Mann. Es war Donnerstag 02.50Uhr -VET +3. Ich bin etwas überfordert/ aufgeregt neben dem Bett gestanden und habe versucht mich zu sortieren, auf der Toilette dann auch ordentlich gezeichnet und weiterhin Gewelle. Ich hatte auch noch Energie, mich ein wenig darüber zu ärgern, dass das Bett erst frisch gewaschen war und sowieso über den ganzen Haushalt mit dem ich seit den letzten Wochen schon fast ausufernd beschäftigt war – so sehr dass alle Familienmitglieder davon genervt waren in der Häufigkeit in der der Staubsauger lief. Das war in den bisherigen Schwangerschaften (auch überwiegend Geschlechter nicht wissend, dennoch 4 Jungen) so sehr nicht der Fall.

Mich also ausgepolstert und der Mann seinen Kaffee gemacht, vielleicht hätte ich ja nochmal schlafen sollen… Also haben wir unsere Geburtshöhle vorbereitet, die großen Kinder schliefen in ihrem Zimmer und wurden des Platzmangels und Raum anliegenden Wohnzimmers wegen, ins Familienbett verfrachtet. Unser tolles Plantschbecken welches auch schon beim letzten Male seinen Sinn bravourös erfüllte, wurde eingelassen. Aber das Wasser wurde nicht warm.Auch das Kochen mit den Töpfen versprach keine große Veränderung. Später stellte sich heraus dass ausgerechnet in dieser Nacht das Warmwasser abgestellt war. Inzwischen waren die zwei Großen Kaiserschnittkinder mit wach & voller Aufregung an der Geburt in ihren praktischerweise jetzigen Osterferien, mit erleben zu dürfen.

Ich also – noch sitzend im Pool am Jammern über das kalte Wasser und meinen Mann, der nicht mit den Töpfen hinterher kam, dem Warten auf die Wellen und zwei wachen Kindern in den frühen Morgenstunden – genervt und ging aus dem Pool. Irgendwann schickten wir die Großen wieder zu Bett, mit der Beruhigung sie zu holen aber der Erkenntnis dass es womöglich noch dauerte, mein Zweitgeborener weinte bitterliche Tränen. Ich wellte & wartete also. Gegen viertel nach sechs informierte ich meine Backup-Hebamme und teilte aktuelles Update mit, die in allem ehrlich & wahrhaftig den Weg unserer selbstbestimmten Schwangerenvorsorge & Alleingeburt mit uns geht. Diese wünschte uns alles Gute und ich hoffte sie später zur U1/ Papiere im Laufe des Tages sehen zu können. Der Vormittag verstrich und ich schickte meinen Mann, Besorgungen bedingt des kommenden Feiertages, los.

Ich hab mich dann ins Schlafzimmer verzogen, Musik auf den Ohren und wartend auf regelmäßige Wellen empfangend. Sogar ein wenig schlafen konnte ich. 12 h später hab ich ziemlich entnervt der Hebamme geschrieben ob das alles so sein kann/darf bei einer dritten spontanen Geburt, mich beschlich das Gefühl, dass für gute Wellen einfach noch ordentlich Kraft fehlte. Im anschließenden Telefonat mit der Hebamme zählte sie mir die klassische Vorangehensweise auf und der Überlegung einer Deadline nach 24h dieses mittels Rizinus-Cocktails zu unterstützen. Bedingt auch der Tageszeit kämen dem Melatonin zu Schulden auch jetzt keine guten Wellen. Mir und dem Baby ging es gut, ich war aktiv, ich zeichnete, wellte unregelmäßig bzw. zum Nachmittag nicht mehr, Fruchtwasser weiterhin klar. Mich nervte eher diese Unregelmäßigkeit an Wellen, ich wollte offen, weit & jeder dieser empfangend sein, aber jetzt war ich genervt. Ich hatte keine Lust auf das Ziehen der Geburtsreise und doch wollte ich es genießen. Auch das Weinen half nichts.

Wir gestalteten unser Abendprogramm und ich lief aus Wut darüber, mit dem Staubsauger in der Wohnung herum und richtete die Wickelkommode mal wieder her. Die Kinder wurden gebadet und zu Bett gebracht, der Kleinste spürte natürlich diese kommende Veränderung und nächtigte mit auf der Couch. Meinen Mann schickte ich zudem ins Bett. Meine Gefühlswelt war ein hin & her, von Wellen die ich wollte und kamen und von denen die wieder sehr lange auf sich warten ließ und ich mir dachte: „Ach nein, ich habe keine Lust“.

Diese Art der Reise, so eine ganz andere, war bis zum Schluss eine Konfrontation mit meinem Ängsten und eine Heilung zu mir selbst. Das Kleinkind schlafend neben mir, störte sich nicht an meinem Tönen. Gegen 02.00 Uhr trug ich dann den Kleinen wieder ins Familienbett und weckte damit meinen Mann, der sich dann einen erneuten Kaffee machte. Ich hingelte noch mit unregelmäßigen aber etwas intensiveren Wellen in den Räumen herum. Beim Fühlen des Muttermundes in der tiefen Hocke auf dem WC spürte ich diesen hervorgestülpt. Immer noch hatte ich das Gefühl es fehlte an Wirksamkeit, so dass sich leichte Wut in die Wellen mischte. Mein Mann sah mich während einer Welle auf der Toilette besorgt an, als ich meine beiden Hände währenddessen in die Wände drückte. Er meinte ich wirke verkrampft. Ich war noch am Finden einer für mich angenehmen Wellenposition. Vom Vierfüßler im Wohnzimmer, dem Ranhängen an die Sprossenwand im Kinderzimmer und kraftvollen lautem Tönen (von dem ich später ordentlichen Muskelkater und viele Sprenkeln an aufgeplatzten Äderchen im Gesicht sowie eine heisere Stimme hatte) bis zum  beckenkreisend auf dem Gymnastikball sitzend oder auf der Toilette war alles dabei. Zuvor hatte ich mich um Becken und Füße rum warm gekleidet, wollte nun nur noch nackt sein.

Irgendwann, wenn auch immer noch ohne den fehlenden wie ich es nannte “Schmackes”, hatte ich das Gefühl, dass ich mich Richtung Ende anhörte und ließ dies auch meinen Mann wissen. Ich war laut – Laut & Kraftvoll in meinem Tönen und hatte das Gefühl dass ich über den Punkt hinaus der Welle, meinem Baby helfen muss. Ich sprach mit ihm und atmete tief in mich hinein. Ich wusste dennoch alles ist gut – nur diesmal anders. Auf dem Gymnastikball wieder sitzend, floss etwas dunkle “Flüssigkeit” auf die Unterlage, meinen Mann beruhigte ich damit das dies Mekonium sei ?! 
In meinem Geburtsrausch kam mir selbst dessen nicht in den Sinn, wie diese in gedachte Schädellage hätte am doch festen Köpfchen vorbei laufen können. Schlussendlich auf dem Vierfüßler im Wohnzimmer verbringend, wellte ich nun laut ähnlich wohl klingend wie das einer Wolfsfrau, mir war alles egal denn dieses Urtönen half ganz in Mir/Uns zu sein. Mein Mann drückte während der Wellen auf mein Bitten ins Steißbein, was für eine Erleichterung, denn Rückenwellen kannte ich so bisher auch nicht. Als ich auf die Uhr schaute setzte ich mir den Gedanken es bis 6 Uhr geschafft zu haben, drei meiner Kinder wurden durch das Tönen wach und platzierten sich mit ins Wohnzimmer. Diesen war ich dann zu laut und sie wechselten ganz intuitiv kurz vor Ende den Raum.

Ein Fuß!

Meinen Mann bat ich einmal nachzusehen/tasten, weil ich selbst nicht mehr hin kam und Motivation brauchte. Irgendwann kam dieses Brenngefühl und ich dachte mir nur, diesmal ein bisschen wenig davon, mein Mann nach hinten sehend kommentierte dann: “$!*=§65″ … ein Fuß!”

Ich nur: “Egal muss auch raus!”. Mann nach vorne mich unterstützen, zwei weitere Wellen und das Baby in einem raus und beim nach hinten gehen meines Mannes, in dessen Arme. Erleichtert es geschafft zu haben, teilte er mir mit, dass es ein Mädchen sei und ich fragte noch total im Geburtsrausch ob er sich sicher sei und sich kein Hodensack irgendwo versteckt habe. Ich setzte mich zurück. Sie weinte sofort, war rosig und schaute mich mit großen Augen an. Weil sie etwas röchelte saugte ich sie mit dem Mund vorsichtig ab.

Mein wunderschönes erstes Mädchen nach 4 Söhnen. Diese kamen dann auch sofort beim ersten Schrei und bestaunten ihre Schwester. Ich musste das alles erst einmal verstehen, diese meine erste Tochter, diese andere Schwangerschaft, dieser andere Zugang an Bindung, diese so andere kraftvolle Geburtsreise, dieser so andere Geburtsmodus und die Erklärung dazu, dass so ein kleiner rechter Fuß nicht groß muttermundswirksam war und somit das Fehlen an für mich ungewohnte anderer Intensität.

Lotusgeburt

14 Minuten später gebar ich auch schon vollständig die Plazenta und teilte dies der Hebamme mit. Mein Mann verräumte die Spuren der Geburt und unseren unangetasteten Geburtspool den ich nicht nutzte weil man ja beim platzen der FB nur mit regelmäßigen Wellen hinein solle (auf die ich ja wartete), beim nächsten mal vielleicht dann wieder. Er half mir beim Waschen und Umbetten, so dass gegen Mittag auch die Hebamme zur U1 kam.

Wie schon beim letzten Alleingeburtskind blieb diese als Lotus damit noch weitere sechs Tage verbunden, wir verbrachten diese ausgiebig nackt und zelebrierten das Salzen & Blüten als Ritual ehe sie in diesem Erdenleben ankam.

Ich bin Ihr unglaublich dankbar, für das Sein in unserer Familie – die Ehre ihre Mutter zu sein & sie als meine Tochter lieben und begleiten zu dürfen. Dankbar für die Sonne die sie mir brachte. (In BEL liegende Babys. so hab ich gelesen, wollen in dieser Position näher am Herzen der Mutter sein, so als wollten sie ihr Vertrauen zur Mutter und deren Sorge beruhigen. Ein schöner Gedanke.) Geburt hat so viele Facetten & dieses Mal war sie urgewaltig laut, kraftvoll & heilend.

Falls es für Dich, liebe Leserin interessant ist, hier nochmal die Zahlen-Daten-Fakten meiner Geburten im Vergleich

  • 1.Kind 2006: Kaiserschnitt mit 55cm – 3530 Gramm – Kopfumfang 34,5 cm
  • 2.Kind 2010: Kaiserschnitt mit  54cm – 4150 Gramm – Kopfumfang 38 cm
  • 3.Kind 2014: Vaginale Geburt nach 2 Kaiserschnitten (VBA2C) im Geburtshaus mit 56cm – 4370 Gramm – Kopfumfang 36,5 cm
  • 4. Kind 2016: Alleingeburt mit 57,5 cm – 4200 Gramm – Kopfumfang 38,5 cm
  • 5.Kind 2018: Alleingeburt Fußlage/Beckenendlage (BEL) mit 55cm – 4000 Gramm – Kopfumfang 36 cm

Liebe Grüße Tabea

Text und Fotos © Tabea Tamara Carmen

 

3 Gedanken zu „Ein Fuß! – Egal, muss auch raus! Alleingeburt mit überraschender Geburtslage des Kindes“

  1. Liebe Tabea, liebe Jobina !
    Ich bin total begeistert von diesem wunderschönen und sehr ehrlichem Geburtsbericht! Herzlichen Glückwunsch,richtig super gemeistert 🙂 Der Geburtsort spielt sooo eine große Rolle,grade bei der doch besonderen Lage des Babys… nicht auszudenken was wohl im Krankenhaus passiert wäre..zum Glück daheim geblieben!
    Auch vielen Dank für die Fotos. Hier ist es schön zu sehen,wie der Umgang mit der Plazenta auch sein kann: eine dankbare Haltung… und nicht “bäh” .
    Einfach klasse- ich freue mich für Euch.
    Viele Grüße!

  2. Liebe Tabea, Dein Bericht rührt mich zu Tränen. Er ist so wunderschön!!! Gerade lese ich das Buch “Mit Deiner Liebe wächst meine Seele”, wo es um die Bindungsanalyse geht. Ich kann sehr verstehen, dass Dich die Sitzungen so intensiv berührt haben. Demnächst werde ich auch damit starten – obwohl noch nicht schwanger. Ein gutes Ankommen und vielen Dank für den Geburtsbericht! Und vor allem Dir Jobina, Danke, für alles was Du bislang meisterst und gemeistert hast! Herzliche Grüße, Katharina

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