Gastautorin Barbara berichtet, wie sie aufgrund der Corona-Einschränkungen zu einer traumhaften Alleingeburt kam.
Am 08.08.2020 kam unsere kleine Antonia als 6.Kind bei Et+1 geplant in unserem Wohnzimmer zur Welt. Zu dieser Entscheidung bin ich gekommen während des ersten Lockdowns. Als es hieß: „Keine Väter im Kreißsaal.“ habe ich zu meiner Familie gesagt: „Ok, dann kommt die Mutter auch nicht!“
Am Anfang waren nicht alle davon überzeugt, aber ich habe mich darauf vorbereitet und spätestens als das große Planschbecken ankam, wussten sie, ich meine es ernst.
Da ich eine Befreiung (Attest) von der Maskenpflicht habe, hat mir meine Gynäkologin die Vorsorgeuntersuchungen ab ca. der 21. Schwangerschaftswoche verweigert. Ich war also schon sehr früh auf mich allein gestellt in dieser Schwangerschaft und habe dadurch meinen Körper noch einmal ganz anders kennen gelernt. Es war trotz einiger Hürden (Homeschooling mit 3 Kindern aus 3 unterschiedlichen Jahrgängen, 2 Kleinkinder und gegen Ende einem kranken Mann) die entspannteste Schwangerschaft und die schönste Geburt.
Ich konnte nach einigem Hin und Her zwei Mal in unseren Kreißsaal zur Kontrolle, einmal in der 34.Ssw und einmal am Errechneten Termin.
Am 08.08.20 als mein kleiner Sohn (17 Monate alt) zu mir kam, um mir Guten Morgen zu sagen, schoss mir nach einer absolut und ungewohnt ruhigen Nacht die erste Welle in den Bauch. Darauf folgten die nächsten direkt alle 5 Minuten. Mein Mann rief meinen Sohn (17 Jahre) dazu, um Platz zu machen für den Pool. Das Wasser lief noch als ich bereits den Drang verspürte in den Pool zu steigen. Meine große Tochter (14 Jahre) kam mit den beiden Kleinen (3 Jahre und 17 Monate), die fanden das ganz spannend. Aber klar, wann steht schließlich schon mal ein Pool mitten im Wohnzimmer?!
Doch die Abstände wurden schnell noch kürzer und nur weil die beiden Jüngsten anfingen laut zu toben und ich dadurch nicht ganz in die Entspannung kam, haben wir die Große mit ihnen nach oben geschickt.
Nun ging alles ganz schnell, ich habe noch kurz meiner Schwester und meiner Freundin eine Nachricht geschrieben: „Bin im Pool, alle 2min“.
Ich konnte die Fruchtblase tasten und handelte instinktiv, da ich wusste, dass es uns Erleichterung schafft, öffnete ich sie bei der nächsten Welle und kontrollierte die Farbe des Fruchtwassers. (Eine Verfärbung wäre für meinen Mann ein abgesprochenes Zeichen gewesen Hilfe zu holen, Erfahrung aus den beiden ersten Geburten.) Doch es war klar. Ich drehte mich zurück und merkte, wie die Kleine sich den Weg ganz alleine bahnt. Ich brauchte nichts machen, ich sagte meinem Mann: „Da kommt der Kopf, bei der nächsten Welle!“ und so war es auch. Zwei Wellen später: „Da ist sie. Sie ist da!“ Hab mich umgedreht, um sie zu begrüßen, und da kamen auch schon die anderen Kids wieder dazu, die mein Mann gerufen hatte. Wir waren alle überwältigt von dem was gerade in unserem Wohnzimmer zwischen Sofa und Spielsachen passiert war: 9:41 Uhr war unsere Antonia Emilie mit 52cm und 3900g ganz alleine in unsere Familie gerutscht. Gleich ging eine weitere Nachricht raus „Fertig!“
Es war schmerzfrei und ohne Geburtsverletzungen. (Die bei der Geburt 17 Monate zuvor echt böse waren.) Wir blieben noch etwas im Wasser, haben gestillt und gestaunt, bis es langsam kühl wurde. Ich bat meine Tochter (14 Jahre) mir raus zu helfen, gab ihr das Baby, welches noch immer mit der ungeborenen Plazenta verbunden war, und stieg raus. Während wir gemeinsam unser neues Familienmitglied abtrockneten kam auch die Plazenta, nun durfte sie ihre kleine Schwester abnabeln. Anschließend war ich duschen habe hinter mir aufgeräumt und gefrühstückt.
Es war die beste Entscheidung, die schönste Geburt, die entspannteste Schwangerschaft und ich würde es wieder so machen. Ich hatte zu keiner Zeit Angst oder Zweifel, war voll bei mir, was auch mein Mann sagt. Ich bin unserem kleinen Sonnenschein so so dankbar, dass ich mit ihr eine so traumhafte und kraftvolle Geburt erleben durfte und sie zeigt es uns mit ihrer entspannten und friedlichen Art.
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Text und Fotos © Barbara J.
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