Wir müssen uns erinnern, dass wir freie Schöpferinnen sind

Unterrichtsfach: Politische Bildung, 5. Klasse. Die Lehrerin steht vor den Schülern und fragt: „Können wir in unserem Leben tun und lassen was wir wollen?“

Ich bin eine Streber-Schülerin und melde mich. Sie nimmt mich dran. Ich sage aus vollem Herzen „JAAA!“ und ernte ein ungläubiges Raunen. Alle Schüler drehen sich nach mir um, ein Anderer meldet sich und sagt: „Natürlich nicht! Es gibt Regeln, Vorschriften und Gesetze!“ …

Es war einer dieser Momente in meinem Leben, über die ich lange nachdachte. Wie frei bin ich wirklich? Wie weit kann ich gehen? Wer bin ich? Und, wer will mich davon abhalten, die zu sein, die ich bin?

Diese Szene aus meinem Leben, sie ist so treffend für mich.

Ich mag zwar, von Außen betrachtet, eine ganz normale Frau sein, doch das Streben nach Freiheit ist seit Kindesbeinen ein wichtiges Thema für mich. Das, was ich damals im Unterricht fühlte, als ich die Frage der Lehrerin bejahte, kam aus meinem tiefsten Inneren. Ein richtig authentisches, aus voller Brust geatmetes „JA!“. Ein JA, welches die Gegend um mein Herz warm werden ließ und mich mit glitzerndem Glücksdingsbums durchströmte. Es fühlte sich so unglaublich gut an. Und doch war dieses Fühlen komplett gegensätzlich zu der Antwort, die die Lehrerin als richtig erwartete.

Ich war also ganz offensichtlich eine Freiheitsrebellin und dachte oft und sehr tief darüber nach, was es für mich bedeutet, frei zu sein. Wirklich frei zu sein. Unabhängig und ein Souverän zu sein.

Wie könnte nun eine von Freiheit geleitete Frau ihre Kinder zu Welt bringen? Natürlich dort wo sie will, wie sie will und mit wem sie will!

Zugegeben, das war einfacher gedacht, als getan. Denn trotz allem Drängen nach Freiheit bin ich ein Kind dieser Gesellschaft. Auch ich trage eine beträchtliche Menge an konditionierten Denk- und Verhaltensmustern in mir, welche mich gerade zu Beginn der Schwangerschaft ins große Zweifeln stürzten. Auf der einen Seite standen die eigene Vorstellung und mein Gefühl. Auf der anderen Seite stand das, was frau eben so macht, wenn sie schwanger ist, also das übliche Prozedere: Frauenarztbesuche, Vorsorgeuntersuchungen und der ganze schulmedizinische Schnickschnack. Genau an diesem Punkt entstanden die Situationen, die mir das Leben als Schwangere unnötig schwer machten. Denn wenn ich mich mit gutem Gefühl gegen eine Untersuchung entschied, dann bekam ich gleichzeitig das Etikett „unverantwortlich“, weil aus der Sicht anderer Menschen „manches nun mal gemacht werden müsse, denn man wolle doch ein gesundes Kind“. Je mehr Menschen „Unverantwortlich!“ riefen, desto unsicherer wurde ich. Ich zweifelte streckenweise an mir selbst, an meiner eigenen Zurechnungsfähigkeit und fühlte mich oft gespalten zwischen dem, was ich denken sollte und dem was ich wirklich fühlte.

Es war die gleiche Situation wie die eingangs geschilderte: Mein Herz schrie „JA!“, die Anderen: „NEIN!“. Trotzdem entschied ich mich mit der zweiten und dritten Schwangerschaft keine Vorsorgeuntersuchungen mehr zu machen, keinen Frauenarzt aufzusuchen und keine Hebamme zu beauftragen. Was ich mit dieser Entscheidung meistern musste, war, mein Individualbewusstsein vom Gesellschaftsbewusstsein komplett zu trennen. Es bedeutete, einen konsequenten Weg zu gehen, den niemand unterstützte.

Meine beharrliche Konsequenz trieb jedoch neue Knospen hervor, denn ich bemerkte sehr schnell, dass mit dem Abschneiden der äußeren Einflüsse, stattdessen die Kommunikationskanäle nach innen erblühten. Die Türen draußen zu schließen, ließ die inneren wie von Zauberhand öffnen. Ich entwickelte eine völlig neue Wahrnehmung. Vielleicht sah es für Außenstehende so aus, dass ich mich waghalsig in das Abenteuer Alleingeburt stürzen würde, doch in Wirklichkeit steckte sehr viel Arbeit darin. Arbeit an mir selbst, an meinen Einstellungen, an meinen Gedanken, allem voran meiner Selbstliebe und dem Selbstvertrauen.

Bevor ich mich auf den Weg dieser nichtbetreuten Schwangerschaft und der Geburt ohne Hebamme machte, hatte ich ja bereits drei Geburtserfahrungen. Die schmerzhafte Erfahrung meiner Mutter, als sie mich mit eingeleiteten Hammerwehen im Krankenhaus zur Welt brachte. Mein Erlebnis, als ich meine beste Freundin begleitete, die ihr erstes Kind mit PDA und Dammschnitt bekam. Und die eingeleitete Geburt meines ersten Kindes im Geburtshaus. Ich wusste also wie es im Krankenhaus zuging und ich wusste wie eine außerklinische Hebamme arbeitet. Alle haben ihre Konzepte, wie sie eine Geburt handhaben … aber ich, ICH wollte meinen eigenen freien Weg.

Ich hatte mir vorgenommen, nie wieder Zeitdruck um den Geburtstermin herum zu bekommen und zu einer Einleitung überredet werden. Außerdem wollte ich meine Gebärposition frei wählen. ICH wollte die Erste sein, die ihr Kind berührt. ICH wollte das erste Gesicht sein, in welches mein Kind sieht. ICH wollte die Nabelschnur selbst trennen (oder auch nicht) und die Plazenta aktiv gebären. In meiner Imagination hatte ich ein ganz klares Bild von meinem „Job“ als Gebärende.

Dafür trainierte ich mit mentalen Techniken und manifestierte mir immer wieder, eine Meisterin der Geburt zu sein. „ICH BIN MEISTERIN DER GEBURT“ war tatsächlich eine tägliche Affirmation, die mir zwei sagenhafte Alleingeburten kreierte. Noch dazu schmerzfreie Geburten. Zwei Mal diese wundervolle Ekstase, lustvoll ein Kind auf die Welt zu schieben und dabei diese unbeschreibliche Bewusstseinserweiterung zu erfahren. Ein Kind zu gebären kann sich so göttlich anfühlen.

Use-Your-Mind-Buch

So war es mir also ein tiefes Bedürfnis, meine schönen Erfahrungen mit anderen Frauen zu teilen. Ihnen aufzuzeigen, dass eine Geburt frei von Schmerz sein kann und ihnen bewusst Impulse zu geben, dass wir Frauen auch außerhalb von Krankenhäusern gesunde Babys gebären können.

Meisterin der Geburt ist dabei kein „back to the nature“-Buch, sondern eher ein „use your mind“-Buch. Benutze deinen Geist und führe deinen Körper. Finde heraus, welche blockierenden Einstellungen du hast und stelle sie zu deinem Wohle um.

Nehmen wir als Beispiel den Wunsch vieler Schwangeren, eine möglichst schnelle Geburt zu haben. Warum schnell? Schauen wir hier genauer hin erkennen wir, dass der Wunsch nach einen schnellen Geburt aus dem Glauben an den Geburtsschmerz entspringt. Mit dem Glauben, dass es weh tut, will es eine Frau natürlich schnell hinter sich bringen. Anstatt den Schmerz in Frage zu stellen, akzeptieren sie ihn. Aber nur kurz! Also Leiden ist ok, aber nicht so lange! 

Lösen wir nun durch bewusstes Manifestieren die Programmierung des Leidens radikal auf, dann können wir beginnen zu genießen. Jetzt stell dir nur mal vor, du möchtest gar nicht aufhören zu gebären, weil es so schön ist! Ja, Geburt kann so lustvoll sein, dass frau sie möglichst lange genießen will.

Oder lass uns auch mal überlegen, wieviel Geld manche Menschen ausgeben, um in den Besitz von Drogen zu kommen. Sie nehmen irgendein synthetisches Zeug mit dem sie sich einen schönen Trip verschaffen. Dabei hält der menschliche Körper seine eigenen biochemischen Substanzen bereit von denen die meisten nur nicht wissen, wie sie sie anzapfen und ihre Ausschüttung veranlassen können.

Die Geburt als ein bewusstseinsverändernder Trip mit Glücksgefühlen und einem Rausch, der lange Zeit abrufbar ist – dazu noch völlig kostenfrei – legal – Wer will diesen nicht haben? Die Wirkung unserer körpereigenen Bio-Chemie ist nicht zu unterschätzen!

Zusammenfassend: Ich weiß, dass viele Frauen in ihren Glaubenssystemen noch feststecken, klagen und jammern – doch es gibt niemanden, der sie davon befreien wird. Es wird weder ein Ritter, noch ein Retter kommen, um die Frauen zu befreien. Jede Frau soll wissen, dass sie sich selbst befreien kann, indem sie das JA in sich ausfindig macht und zu ihrem inneren JA steht. Mit diesem JA kehrt auch die Macht zurück. Das ist Selbstermächtigung.

Und Gebären ist ein sehr machtvoller Akt.

Deine Jobina Schenk

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