Einen ganz frischen Alleingeburtsbericht stellt dir heute die wundervolle Birgit zur Verfügung.
Lass Dich von der dreifachen Mama inspirieren, wie auch Du in die Farben der immensen Geburtskraft eintauchen und in eine unbescheibliche Trance gelangen kannst.
Unsere zweite Alleingeburt
Ich war bereits mal wieder 11 Tage über dem errechneten ET. Auch bei den anderen beiden Kindern hatte ich schon zwischen 2 und 3 Wochen übertragen. Also warum sollte es dieses Mal anders sein.
Die ersten Wehen verspürte ich, als ich einen Tag zuvor ins Bett ging. Mir war aber noch nicht klar, dass es der Anfang unserer Geburt sein würde.Gegen 3 Uhr nachts wurde ich wach und die Wellen hatten mich schon leicht im Griff. Also ging ich runter ins Wohnzimmer, zündete mir eine Kerze an und ließ die Wellen wie Wolken an mir vorbeiziehen. Es waren sehr schöne Momente bis zum Morgen, als hier dann der Alltag einkehrte. Die Kinder wurden wach und ich verkündete Ihnen, dass das Baby sich nun auf den Weg zu uns machen würde. Immer wieder musste ich während dem Frühstück inne halten um mich auf die Wellen zu konzentrieren. Mein Körper war voller Farben die das Ganze sehr angenehm machten. Als mein Partner mich anschaute, lächelte er und meinte, dass man mir die Geburt ansehen würde- ich war wie im Rausch.
Den Vormittag ging rasend schnell vorbei und irgendwie konnte ich das alles gar nicht so richtig wahrnehmen. Die Vorfreude auf die Geburt war riesig. Ich war in einer Art Trancezustand und genoss jeden Moment…
…Mir wurde klar, dass unser Baby erst dann kommen würde, wenn hier die Ruhe einkehrt…
Über den Nachmittag waren die Wehen zwar regelmäßig aber absolut nicht schmerzhaft. Es war eine wahnsinnige Kraft, die mich jedes Mal mitriss und in eine andere Welt entführte. Ein Gefühl, dass sich nicht in Worte fassen lässt, sondern welches man nur mit Gefühlen verstehen kann.
Mein Partner kümmerte sich die ganze Zeit um die Kinder und ganz schnell war es Abend geworden.
Jetzt ging es Schlag auf Schlag. Ich konnte mich nicht zum Abendessen dazusetzen, denn ich wollte für mich sein, um die Wehen zu vertönen. Also zog ich mich zurück ins Bett und versuchte nicht allzu laut zu sein. Die Kinder kamen kurz darauf nach oben um schlafen zu gehen. Also ging ich wieder runter ins Wohnzimmer und nun hatten wir Zeit uns als Paar voll und ganz auf die Geburt einzulassen. Wir lagen gemeinsam auf dem Sofa und ich legte meinen Kopf in seine Arme. Es waren wunderbare Momente. Bald darauf musste ich mich während der Wehen in den Vierfüßler begeben, um den Druck aushalten zu können. Es war meine erste Geburt mit Wehenpausen- bisher hatte ich nur Wehenstürme. Ich war sehr dankbar für die Pausen, in denen ich mich ausruhen und Kraft tanken konnte.
Gegen 11 Uhr war es dann soweit und mein Partner füllte den Geburtspool mit Wasser. Meine Hoffnung war, dass es nun nicht mehr lange dauern würde. Ich stieg in den Pool und das warme Wasser nahm mir im ersten Moment sofort den Wehendruck und ich hatte mal wieder Zeit um mich etwas auszuruhen. Während der Wehen hing ich am Tuch, welches wir über dem Pool befestigt hatten. Mal wieder kam ich an den Punkt, an dem ich nicht wusste wie ich das Ganze noch bis zur eigentlichen Geburt aushalten sollte. Mir war aber auch bewusst, dass dieser Punkt dann erreicht wird, wenn die eigentliche Geburt kurz bevor steht. Trotzdem konnte ich diesen Gedanken nicht fassen und festhalten. Ich war verzweifelt und wollte aus dieser Geburt „aussteigen“. Mein Partner, dem ich für die Unterstützung unendlich dankbar bin, versuchte mich zu ermutigen und tat alles, was mir irgendwie Erleichterung verschaffte. Mittlerweile war der Druck im Unterrücken für mich kaum noch auszuhalten und ich hatte Respekt vor jeder weiteren Wehe. Immer wieder tastete ich nach dem Kopf und war überrascht, wie weit die Geburt doch schon vorrangeschritten war. Der Kopf von meinem Baby lag quasi in Startposition und ich versuchte ganz vorsichtig während einer Wehe nach unten zu atmen und zu schieben. Es fiel mir allerdings sehr schwer, da der Druck im Unterrücken extrem war und mich zurückhielt.
Nach mehreren Versuchen hatte ich es dann doch geschafft und mein Baby machte sich auf den Weg zu uns. Ich hatte Bedenken, dass mein Damm diesem wohl doch sehr großen Kopf standhalten würde. Doch mit nur wenigen Schüben nach unten konnte ich nun endlich mein Baby im Wasser empfangen (und es ist alles heil geblieben!).
Ich fing an zu weinen- es war ein unbeschreibliches Gefühl, welches mir auch heute noch bei dem Gedanken daran, zu Tränen rührt. Endlich war das Warten vorbei und ich durfte mein drittes Kind kennen und lieben lernen. Ich nahm das Baby aus dem Wasser… es war ein Mädchen.
Um kurz nach halb eins kam Lina mit ca. 4700g zur Welt. Mein Partner hatte in der Zwischenzeit die beiden anderen Kinder dazu geholt. Maurice und Mila standen vor dem Pool und betrachteten ihr neues Geschwisterchen. Leider war die Nabelschnur sehr kurz, sodass ich meine Tochter nur bedingt auf meine Brust legen konnte. Keine 2 Minuten später kam mit einer kräftigen und absolut schmerzarmen Welle die Plazenta.
Auch bei dieser Geburt wurde ich wieder von einer stärkeren Blutung überrascht. Wir haben sie aber nach einiger Zeit in den Griff bekommen und ich konnte endlich unsere Tochter bewundern.Jede Geburt war für mich einzigartig und mit jeder weiteren, lerne ich mir mehr zu vertrauen. Der Körper der Frau ist ein Wunderwerk und sollte auch als solches gesehen und behandelt werden. Ich „gebäre“ nicht einfach nur ein Kind, sondern ich begebe mich jedes Mal auf eine Reise ins wunderschöne Unbekannte. Eine Geburtsreise ist nicht in Worte zu fassen und auch nicht mit Bildern zu beschreiben. Ich durfte mich erneut, dank unserer Alleingeburt, voll und ganz fallen lassen. Es gab nichts was mich davon abhielt, ganz tief abzutauchen und mich einfach treiben zu lassen…
Text und Fotos © Birgit Weißer
Unglaublich verantwortungslos!
Zumindest eine Hebamme sollte doch anwesend sein…..
Eine Interventionsfreie und natürliche Geburt ist eine Sache.. Aber Komplikationen können real sein … Was ist wenn DEIN Leben in Gefahr wäre? Du hast ne Verantwortung deinen Kindern ggü…
Ich stimme Dir nicht zu!
Eine Hebamme muss nicht zwingend anwesend sein, wenn die Gebärende dies als Störung empfindet.
Es mag sein, dass Du die Beweggründe einer Alleingeburtlerin nicht verstehen magst, aber vertrau mal darauf, dass jede Mutter das Beste für sich und ihr Baby will.
Eine Geburt kann niemals verantwortungslos sein. Jede Mutter trägt Verantwortung für den von ihr gewählten Geburtsmodus.
Schöne Antwort. Wir alle dürfen ohne Erwartungen und zu urteilen einander begegnen lernen. Dieses Urvertrauen ist vielen Menschen ebenso völlig verloren gegangen, wie das Gefühl für Natürlichkeit.
Ein ermutigender Bericht über eine selbsbestimmte Entscheidung, egal für welche Gburtsform auch immer. Danke!
Unverantwortlich soetwas zu schreiben. Auch du hast deine eigenen Wünsche und möchtest das man diese respektiert.
Nur weil du vlt Angst hast oder du jemanden im Hintergrund oder nah bei dir haben möchtest, muss das nicht auf alle Frauen zutreffen.
Jede Frau darf ihre eigenen Entscheidungen treffen und im Krankenhaus werden mehr Probleme „gemacht“ als behoben.
„Unglaublich verantwortungslos“ …
– als ich das gelesen hab, dachte ich zuerst das ist wohl IRONIE Ein bloßer Scherz!? ;D
bis ich bemerkt, das meint Derjenige wohl ernst….. Oo
– So einer hat wohl keinen echten Glauben an sich und das Leben und kaum Vertrauen zu sich und das Leben und ist daher so fassungslos..
So wenig im Herzen, zu sehr im rationalen Denken und meiner Meinung nach Unwissend und Arm diese Person.
So eine Äußerung Nachdem eine so wundervolle Alleingeburt geschehen durfte und die Mutter mit ihrem inspirierenden Text einleuchtend und ermutigend für andere wirkt..
Ich bin geschockt !
(Ich muss in dieses Bewusstsein solcher Menschen eintauchen, um solche Reaktion nachvollziehen zu können 😉
Diese Kommentare sind genau solange so positiv und verständnislos für die Kritik bis ein Kind stirbt. Ich befürworte die Alleingeburt auch, ich glaube an die Urkraft der Frau all das hat aber nichts mit unvorhergesehenen plötzlichen gesundheitlichen Komplikationen zu tun oder? Intuition hin oder her, wenn das Kind nicht gesund ist oder die Mutter zu viel Blut verliert, wenn einer stirbt dann ist klar die Mutter verantwortlich. Aber ich will die Mutter sehen die dann noch mit stolz geschwellter Brust sagt : ja das war es natürlich wert.
Schau, im Dezember 2018 sind eine Mutter und ihr Baby gestorben. IM Krankenhaus!
(Kulmbach)
https://www.wr.de/panorama/mutter-und-baby-sterben-nach-geburt-obduktion-sorgt-fuer-entlastung-der-aerzte-id216015573.html
Es gibt auch im klinischen Geburtsgeschehen eine Mütter- und Säuglingssterblichkeitsrate.
Ja, es gibt unvorhersehbare Situationen im Geburtsgeschehen.
Aber die kann es überall geben. Es gibt keine Nullmortalität, auch nicht im besten Krankenhaus der Welt, auch nicht in Begleitung der weltbesten Hebamme und eines Spitzenmediziners.
KEINE Mutter wird jemals mit stolz geschwellter Brust ihren Gebärort verteidigen, wenn sie gerade ihr Baby verloren hat. Sie wird -ganz egal wo sie geboren hat- ihre Entscheidung in Frage stellen, während sie den Schmerz des Verlustes zu verarbeiten versucht. Während sich die Hausgeburtlerin fragt, ob ihr Baby vielleicht im KH hätte gerettet werden können, fragt sich die Klinikgebärende, ob ihr Baby ohne übereifriges medizinisches Eingreifen zu Hause ohne Probleme hätte geboren werden können…
Und doch trifft jede Gebärende ihre eigenen individuellen Entscheidungen und für diese trägt sie die Verantwortung ihr Leben lang.
Oh, ja, Wehenpausen. Meine erste Geburt war auch ein einziger Sturm und das hat mich völlig unvorbereitet von den Socken gehauen. Als meine Tochter dann da war, war ich von der ersten Sekunde an so unglaublich glücklich, aber die Geburt selbst war so unschön. In der zweiten habe ich jede Wehenpause empfangen und in völliger Schwärze irgendwo in einer Schwebe geruht. Das war so gut. Eine irre, intensive, schmerzhafte, aber unglaublich schöne Geburt.