Gastbeitrag: Geburtsbericht der wunderschönen Alleingeburt unserer Tochter im Wasser

Es gibt wieder einen wunderbaren Geburtsbericht von einer Meisterin der Geburt. Sie heißt Natascha und lässt Dich mit ihrem Gastbeitrag teilhaben an ihren besonderen Bedürfnissen als HSP (high sensitive person) und wie sie ihre Tochter im Geburtspool geboren hat.

Geburtsbericht der wunderschönen Alleingeburt unserer Tochter im Wasser

Hanna wurde am 5.10.2016 mit 3800 gramm Gewicht, 52 cm Länge und 35 cm Kopfumfang geboren. Wir haben uns auf eine Geburtszeit von 19.00 Uhr geeinigt…

Auch um das Ganze für mich mal zu ordnen, hol ich erst mal seehr weit aus. Zur Vorgeschichte:
Als ich in der Ausbildung zur Kinderkrankenschwester war, war ich entsetzt während meinem Einsatz im Kreissaal die Geburten zu sehen. Ich ging mit den Hebammen von Zimmer zu Zimmer, eigentlich lagen alle Frauen immer mit Infusion und CTG im Bett, Rückenlage, Beine gespreizt, so kam das Kind…
Ich spürte, dass das so nicht richtig ist und Geburt so eigentlich nicht sein sollte.

Als ich dann mit meiner ersten Tochter schwanger wurde, wählte ich eine Beleggeburt mit einer Hebamme meines Vertrauens, die mich schon in der SS begleitete. Die Geburt war schön, aber besonders rückblickend betrachtet, blockierte mich damals schon der Gedanke dann doch irgendwann vom ruhigen Zuhause in die Klinik zu müssen. Daher war die Geburt insgesamt lang (fast 24 Stunden ab der ersten Wehe, die immer so im 5 Minuten Abstand kamen) und endete damit, dass ich doch einen Wehentropf bekam und im halbsitzen im Bett gebar. Meine Tochter brauchte Unterstützung bei den Schultern und so war ich nicht die Erste, die sie berührte, sondern die Hebamme. Aber alles war gut, wir waren glücklich und nach 4 Stunden wieder zuhause.

Mein 2. Kind sollte dann eine Hausgeburt werden mit der selben Hebamme und einer zweiten dabei. Diese Geburt war viel ruhiger, etwas kürzer (18 Stunden) und endete in der Badewanne. Aber mich störte die Anwesenheit der Hebammen, besonders in der langen Übergangs- und Austreibungsphase. Die Hebammen wollten mich ermutigen mit Verbesserungsvorschlägen für Positionen usw. Aber das gab mir das Gefühl, nicht auf meinen Instinkt hören zu können und ich konnte mich einfach nicht so gehen lassen (tönen, bewegen, usw.) Ich wollte in den Vierfüßler, aber die Hebamme meinte nach einer (1!) Wehe, ich solle besser wieder wie davor mit dem Kreuzbein an die eine Seite der Badewanne und mich mit den Füßen auf der anderen engen Seite abstützen. So saß ich also wieder…
Als das Köpfchen unter Wasser geboren wurde, berührte ich es zuerst und dann warteten wir, dass er sich selbst drehte mit der nächsten Wehe. Er brauchte dann auch etwas Hilfe bei der Schulter. Auch hier war aber im Grunde alles super.

Als ich nun zum dritten Mal schwanger wurde, hatte sich etwas entscheidendes verändert. Ich hatte von der Hochsensibilität erfahren, wusste dass ich eine HSP (hochsensible Person) bin und wie sensibel ich eben auf Kleinigkeiten reagiere, die Anderen egal sind. Besonders bei Geburten. Ich erfuhr von Hypnobirthing, Alleingeburt, schmerzfreier und orgasmischer Geburt, freie Schwangerschaft und soo vieles mehr!
Mir war schnell klar, dass das mein Weg ist.
Dennoch wollte ich die Unterstützung meiner Hebamme. Besonders in der Vorsorge, ich ging kaum zum Arzt, ließ nur sehr wenig machen.
Mein Mann war eine Alleingeburt zu unsicher, er verstand diesen feinen Unterschied nicht, ob die Hebamme da ist oder nicht, wo es doch bisher immer so gut war….
Wir verblieben also bei einer geplanten Hausgeburt und ich liess mir versichern, dass er nicht eigenmächtig die Hebamme ruft, sondern erst wenn ich es will. Er ging felsenfest davon aus, dass ich das dann unter der Geburt eh will.

So, nun ging es also los:
Am Dienstag Abend (4.10.) hatte ich Abends wieder Wehen. Ich war bei ET+5 und mental total geburtsreif. Da ich schon davor immer wieder mal selbst nach dem Muttermund tastete, merkte ich aber, dass die Wehen hier nicht wirksam waren. Ich war, wie Wochen davor schon ca. 2 Finger breit geöffnet, alles war weich und das Köpfchen nicht zu fühlen, die Maus war noch nicht ins Becken gerutscht.

Die Wehen kamen ca. alle 10 Minuten, sehr leicht aber mit Druck nach unten. Dachte also an Senkwehen und ging ins Bett. Mein Sohn (2) war in der Nacht mega unruhig und ich verbrachte die Hälfte der Nacht in seinem Bett. Die Wehen blieben dennoch und mussten langsam bewusster beatmet werden. Die Abstände wurden am Morgen wieder größer bis die Kinder versorgt waren, die Große (5) im Kindi war und als mein Mann mit dem Kleinen einkaufen ging und ich Ruhe hatte, dachte ich die Wehen kommen häufiger. War aber kaum so. Sie waren wirklich leicht und recht unregelmäßig mit Abständen von 6 bis 10 Minuten. So verging der halbe Tag… Ich fühlte aber, dass der Muttermund langsam weiter auf ging und hatte blutige Fäden im Schleim, der immer wieder abging. Also wohl doch Geburt, ich freute mich!

Der Kleine wurde dann zum Opa gebracht, die Große hatte mittags Ballett. Ich war zwischendurch im warmen Geburtspool im Bad, hörte meine Meditation, sah mein Affirmations-Plakat an und entspannte. Die Wehen waren super umgänglich, ich freute mich über Jede, begrüßte sie und sagte mir innerlich „ich werde weit und öffne mich“.

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Nachmittags gegen 16 Uhr war ich dann bei ca. 6 cm Mumu-Öffnung und war genervt, dass es nur so schleppend voran ging. Mir war klar, dass die Übergangsphase bevorstand, es langsam Abend wurde und evtl. noch lange dauert. Ich hatte bisher nicht das Gefühl gehabt, Kraft verbraucht zu haben.
Als dann geklärt war, dass unser Sohn bei Oma und Opa schläft und ich wusste, dass meine Tochter unten im Wohnzimmer TV schaut und mein Mann „auf Abruf“ bei ihr war, wollte ich die Geburt mental antreiben. Ich ging raus aus dem Wasser, bewegte mich mehr, tönte leise, war in Kontakt mit meiner Kleinen im Bauch, usw. Die Wehen wurden dann auch etwas intensiver.

Gegen 17.30 Uhr war mein Mann für ein paar Wehen bei mir. Davor wollte ich meine Ruhe im dunklen Bad, lediglich eine Kerze leuchtete. Er drückte mir gegen das Steißbein, wie bei den vorherigen Geburten auch. Ich merkte, dass der Druck nach unten deutlich größer wurde und dass die Kleine im Becken war. Von der Euphorie gedopt, hatte ich den Gedanken, dass es ja vielleicht schon die ersten Presswehen sind und ich jetzt endlich voll eröffnet bin. Ich ging wieder ins Wasser und mein Mann sah nach der Tochter. Die wollte unbedingt dabei sein, ich behielt es mir aber vor, sie jederzeit wieder rausschicken zu können. Mein Mann wollte der Hebamme schon mal Bescheid geben, wir würden uns dann wieder melden, wenn sie kommen solle.

Da ich wieder alleine war, tastete ich erneut und war frustriert, dass der Mumu noch nicht voll auf war, ich fühlte nur einen geringen Fortschritt, fühlte noch immer einen Rand. So war ich nun also in der Übergangsphase…

Irgendwann zentrierte ich mich aber wieder. Ich ermutigte mich selbst, wie viel ich doch schon geschafft hatte und das unser Baby bald bei uns ist. Ich fühlte mich kräftemäßig auch immer noch gut, die Wehen kamen so alle 4-6 Minuten und ich vertönte sie. Ich spürte die intensiveren Wehen, den Druck und nahm es dankend an. Mein Mann kam wieder und fragte, ob er der Hebamme bescheid geben soll. Ich sagte, dass ich niemanden da haben will und es eh noch nicht so weit ist. Die Fruchtblase war ja nicht mal gesprungen und bei den anderen beiden hatte ich immer lange Pressphasen. Das war gegen 18.30 Uhr. Wir fanden eine gute Position miteinander. Ich in der tiefen Hocke im Wasser, er außen stehend. Ich konnte mich so während der Wehe, die nun so alle 3-4 Minuten kamen, an ihm hoch ziehen, das tat mir gut. Dann merkte ich, dass ich mitschieben wollte. Ob ich nun eröffnet war oder nicht war mir egal, vielleicht wusste ich es intuitiv auch. Mein Mann merkte auch, dass es nun anders war und fragte, ob er nun die Hebamme rufen dürfe!?

Ich wollte nach dem Mumu tasten und war selbst erstaunt, dass ich nach wenigen cm das Köpfchen fühlen konnte! Ich war total euphorisch und freute mich! Meinem Mann sagte ich, dass er unsere Tochter holen soll. Ich legte meinen Oberkörper über den weichen Poolrand und wartete. Schon in der nächsten Wehe, als ich also gerade ganz alleine war, kam das Köpfchen. Ich schob kräftig aber mit Gefühl mit, es war toll!

Dann drehte ich mich, so dass ich mit dem Rücken zum Rand in der tiefen Hocke saß und die Kleine nach Vorne kommen konnte. Mein Mann und die Tochter waren da und wir warteten auf die nächste Wehe. Mein Mann machte ein paar Fotos. Dann kam die erste Schulter und die Hand. Es war ganz leise im Raum, ich schob nur kräftig mit und fühlte meine Tochter… Dann wieder Pause und mit der letzten Wehe kam der restliche Körper.

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Ich hielt sie unter den Armen am Oberkörper und merkte, dass sie die Nabelschnur um den Hals hatte, entwickelte sie und nahm sie hoch auf meine Brust. Mein Mann bedeckte uns gleich mit einem Handtuch und wir waren einfach überglücklich! Ich hatte es ganz alleine geschafft! Die Kleine schrie nicht wirklich, sie atmete aber, brauchte Zeit zum Ankommen. Ich rieb ihr etwas den Rücken und den Kopf, nach einer Weile bließ ich ihr leicht ins Gesicht. Sie reagierte auch und wurde immer agiler. Die Nabelschnur pulsierte noch super. Mein Mann suchte eine Uhr und rief der Hebamme an, das war kurz nach 19.00 Uhr.

So lagen wir da, meine Tochter war begeistert, mein Mann machte noch ein paar Fotos und ich veratmete die nächsten Wehen. Nach ca. 15 Minuten kam die Hebamme, alles war soweit gut. Die Kleine begann zu suchen und ich legte sie an. Sie trank sofort wie ein Profi, an beiden Seiten. Das löste die Plazenta auch ordentlich und ca. 1 Stunde nach dem Baby wurde so auch diese noch im Wasser geboren. Da das langsam kalt wurde und die Kleine fertig mit trinken war, wechselten wir ins Bett. Dort schnitten mein Mann und die Tochter die Nabelschnur dann durch und die kleine wurde gewogen und gemessen.

Leider hatte sie noch nicht aufgehört zu stöhnen und auch nach der U1 hatte sie noch nicht aus voller Lunge geschrien. Man merkte, dass sie noch Fruchtwasser, Schleim usw. störte. Die Hebamme saugte sie etwas ab, machte Akupressur und langsam wurde es besser. Sie erklärte meiner interessierten Tochter die Plazenta und schneidete mir Stücken, um Globuli machen zu lassen und welche zum eingefrieren. Ich hatte Leerkapseln besorgt, um ein paar Stücke zu schlucken, die hätten sich aber aufgrund der Feuchte aufgelöst. So gefroren wir sie erst mal ein.
Die Hebamme blieb dann über Nacht zur Sicherheit da, wir ruhten uns aus und Nachts hatte sich dann auch die Atmung vollends gegeben.

So sind wir nun also zu 5. Und alle ganz verliebt in die Kleine, die total ausgeglichen und entspannt ist. Sie stillt ganz fleißig und schaut schon total wach in die Welt.

Text und Fotos © Natascha

4 Gedanken zu „Gastbeitrag: Geburtsbericht der wunderschönen Alleingeburt unserer Tochter im Wasser“

  1. Wie schön! Einfach wunderschön. Ich freue mich so für euch alle. Genießt eure Zeit zusammen in vollen Zügen. Was für ein Geschenk!

  2. Wie schön, gratuliere! Inspirierend und befreiend, den Bericht zu lesen. Danke! Ich bin gerade mit unserem 3. Kind schwanger und erwäge, nach der unschönen ersten Geburt im KH und einer zweiten schönen Hausgeburt mit Hebamme, nun eine Alleingeburt. Aus den selben Grüden wie oben beschrieben. Und ich kann mir auch gut vorstellen, dass meine Tochter zuschauen darf. Der Bericht ermutigt mich sehr in diesem Vorhaben.
    Liebe Grüße
    Barbara

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