Während Mann und Kind schlafen: Alleingeburt im Dunkeln

GAST-GEBURTSBERICHT von ISABELL

 

Erste Alleingeburt beim 2. Kind

Vor 1 1/2 Monaten war es also bei uns auch soweit.
Im November, 1 Tag vor Vollmond, löste sich morgens der Schleimpfropf und damit 1 Tag nach ET wunderte ich mich über diesen zarten Anfang an diesem plötzlich geheimnisvoll funkelnden Morgen – hatte es doch beim Brüderchen vor 3 Jahren so abrupt und (für mich, naiv wie ich war) unerwartet angefangen.
Es war knackig kalt an diesem Tag und meine Schwester feierte ihren Geburtstag nach, wo wir zum Mittag hinfuhren und alle prophezeiten, dass das Kind wohl in dieser Nacht zum Vollmond auf die Welt kommen würde, das ist oft so – über den Abgang des Pfropfes bewahrte ich jedoch Stillschweigen, niemand erfuhr, was bereits vor sich ging. Ich hatte eine traumatische erste Geburtserfahrung hinter mir, wenn auch alles „glatt“ lief bei dieser Hausgeburt und darum war heute alles anders – mystisch schön und ich genoss diese Zeit ganz für mich allein. Eine innere Tür ging auf und die Welt um mich herum war viel klarer, der Spaziergang, seine Kälte, das frost- knackende Laub unter meinen Füßen und meine geschwollene und aufgeweichte Scheide – dass es jetzt los ging – und ich wollte diese Magie ausgiebig in mich aufnehmen!

Trotz dieser zauberhaften Schönheit in mir, lebten bis dahin auch noch innere Ängste, warum es wohl auch nicht ganz schmerzfrei wurde. Die ganzen 9 Monate schob ich die „innere Arbeit“ vor mir her. Durch Angst blockierte ich mich und begann erst ca. 4 Wochen vor ET die Bewusstsein verändernden Tätigkeiten zu intensivieren, wovon es mir zufrieden stellend die letzten beiden Wochen gelang. Die ständige Aufmerksamkeit über die Gedanken, was und wie man denkt, strengt an und zu leicht fällt man in alte Muster.

Doch in diesen 14 Tagen mit Fokus auf meinen „gewöhnlichen Gedanken“, bewies mir mein Inneres in der Tat, zu was es tatsächlich allem fähig ist, wenn man nur dran bleibt. Sonst las ich nur von Wundern, doch diese Geburt sollte der erste lebende Beweis dafür an meinem eigenen Leibe sein. In dieser Nacht kam nun trotz aller Prophezeiung und des Vollmondes kein Baby zur Welt, am nächsten Tage darauf auch nicht und am nächsten auch nicht und das Wunder ließ sich noch geheimnisvoll funkelnd Zeit bis 6 Tage nach ET.

Ich schloss mehr und mehr Frieden in dieser Zeit und ein großer Druck viel nochmals von mir ab. An diesem Abend aber nun verspürte ich einen Drang nach draußen, mein Sohn und ich machten uns mit dem Buggy also nochmal auf zum Spätkauf. Der Spaziergang und die laue Abendluft erdeten mich ungemein.

Zuhause angekommen, brachte ich E. ins Familienbett und während wir uns noch die Bücher anschauten, bemerkte ich ein zartes, immer wiederkehrendes Ziehen im Unterbauch. Ich hatte mit nichts gerechnet, gar wie vergessen, doch mein Innerstes wusste bereits genau, was vor sich ging.

E. war friedlich eingeschlafen und unsere 40 Jahre alte Leuchte tauchte das Zimmer in ein wundervoll warmes Licht. Es ging also jetzt los – da verfiel ich in Panik – „es tut wieder weh!“ Furcht entbrannt und zerstreut leerte ich das Sofa, auf dem ich zu gebären vor hatte, hektisch von der zu sortierenden DVD Sammlung, von dort hetzte ich aufs Klo und stoppte dann in Gedanken: „Nein, du verfällst jetzt NICHT in Panik! Genau das wolltest du doch vermeiden!! Deine ganze Mühe! Du machst jetzt alles genau so, wie du dir es vorgenommen hast und nicht anders!!!“

Ich kann friedvoll und sanft gebären

Ich fing an, mir meine „believe suggestionens“ zu sagen: Ich kann, Ich kann, ich kann friedvoll und sanft gebären, ich bin voller Liebe, Ich kann, usw.. Ich kuschelte mich an mein Söhnchen ins Bett und begann, tiefer in mich hinein zu spüren, ganz wie geübt. Ich bat mein inneres Licht sich zu öffnen und es tat mir prompt die Türe auf. Ich fühlte mich wieder in gleicher Geborgenheit und funkelnder Friedlichkeit gewogen wie in meinen „Übungen“ (eher Besuche eines tieferen Orts) und atmete nun langsam und tief in jede einzelne Welle ein, die da nun auch sogleich intensiver kamen. Durch dieses liebevolle Sein in meinem Innern, das ich die Tage zuvor suchte, fand, anbetete und antraf, war der Schmerz kein Schmerz im Sinne von damals – es war gut auszuhalten, komplett anders als damals. Alles geschah „in einem anderen Lichte“ und ich war durch und durch durchströmt mit diesem tiefen inneren und entzückend freudvollen Frieden, in einem plötzlich gewechselten, sanften, mit großer Leichtigkeit beflügelten Gemütszustand – es funktionierte – die innere Kraft ließ mich nicht im Stich – es ging mir gut.

M. kam nun von der Spätschicht und diesmal war es soweit als er die Tür öffnete, seine Warterei hatte ein Ende. Er besetzte, wie besprochen, das Wohnzimmer um nur zu kommen, wenn ich rufe. Ich schaute ab und zu mal bei ihm rein um zu gucken ob mit ihm noch alles okay war 😉 und natürlich um ihm zu zeigen, dass alles gut verlief. Im Stehen und Gehen wurden die Wellen sogleich intensiver und kamen dicht hintereinander und ich probierte somit auch den „Türrahmen“ und drückte meinen Rücken auch gegen die Wand, was beides unglaublich gut tat, atmete natürlich weiterhin tief in jede Welle ein, war immer noch „in anderem Lichte“ und verblieb so überall für ein kleines Weilchen – ich genoss ;-).

Da ich aber „nur“ auf dem Weg ins Wohnzimmer und Klo war derweil, legte ich mich wieder zurück auf den gewohnten Platz ins Bett. Meine innere Stimme meinte nun, ich solle aufstehen da effektiver, was ich dummerweise aber ignorierte, warum auch immer, dabei war es im Liegen weniger gut auszuhalten und die Abstände wurden wieder größer! Zudem plapperte mein Verstand wie vom Laufband stets nebenher…über meine neu gekauften Klamotten, wie das Wetter Morgen wohl wird usw.. Abstellen gelang mir nicht also lies ich ihn nebenher, und durch diese fröhliche Leichtigkeit und meinem eigentlichen Gefäß angereichert mit Liebe und Frieden bis oben hin ging so alles Hand in Hand und es war gut so.

Auf Toilette sitzend schlotterte ich am ganzen Leib

Ich ging wieder auf Toilette und merkte nun, wie eine Welle mehr nach unten zog und mein Atem sich veränderte. Was, es war schon soweit? Die Übergangsphase?! Das ging aber schnell, ich freute mich! Auf Toilette sitzend schlotterte ich am ganzen Leib und mir wurde heiß-kalt. Aha. Ich bereitete mir mein Nestchen auf dem Boden im Badezimmer und „arbeitete“ dort weiter aber der Kleine wurde wach und ich ging zurück. Er schlief weiter und ich blieb auf allen Vieren weiterhin auf dem Bett um bei ihm zu sein, das Licht mittlerweile aus gemacht in absoluter Dunkelheit, diese tat mir nun sehr gut.

Da ich aber nur ungern weiterhin so „sitzen“ wollte, stand ich vorsichtig auf und lehnte mich an die Wand. Hach, was tat das gut! Es ging auf einmal vorwärts und war sehr effektiv, ich war gründlich am runter atmen, bravo! Intuitiv näherte ich mich langsam dem Boden und probierte einige Positionen aus. Es dauerte bis ich mein Plätzchen gefunden hatte, da ich nun nichts geeignetes mehr zum Festhalten und Kraft ableiten fand – diese unglaubliche Kraft – es war also von nun an…sagen wir mal… etwas unkomfortabel. Schlußendlich grabschte ich die zwei Riesenkissen und lehnte mich nach vorne auf sie drauf. Mein Hinterteil bäumte sich bei jeder Urkraft auf und diese Kraft war unglaublich, ging es doch damals in der Badewanne weniger kraftvoll zu während der „Pressphase“. Lag wohl am Wasser. Ich presste beide male aber überhaupt nicht, mein Körper tat die ganze gute Arbeit und natürlich wurde es jetzt auch laut, es ließ sich nicht vermeiden und darüber dachte ich auch gar nicht nach…obwohl…ich fragte mich ob der Nachbar nicht jetzt wach werden würde, hemmte mich aber nicht, der Kraft in allem nach zu gehen. Ich dachte mir mittlerweile, ich könnte schon das Köpfchen spüren, doch da war noch nicht viel und meine innere Stimme sagte heiter, es sei ja erst die Ruhe vor dem Sturm. Und tatsächlich, die eigentliche Geburt begann jetzt, wenig später – das Köpfchen drückte sich mit solch einer Kraft und Dehnung aus mir heraus, Wahnsinn!

Das Glück lag vor mir auf dem Boden

Als ich hinfühlte, war es ein so unbeschreibliches Gefühl. Etwas warmes, weiches, kompaktes ragte aus mir heraus und ich konnte kaum glauben, dass ich gleich mein Baby in der Hand halten werde, dass es nun tatsächlich so weit war! Der restliche Kopf gebar sich mit Schwung und ohne einen Stopp drehte sich die Kleine und schoss aus mir heraus. Heisa! Es war geschafft!

Das Glück lag vor mir auf dem Boden. Ich hob es auf, saugte Nase und Mund frei und bat E., der nun auch während der letzten 5 Minuten wach wurde, Licht anzumachen. Die Rolle als tapferer, großer Bruder meisterte er prima, traute er sich doch sonst nie alleine im Dunkeln zum Lichtschalter. Ich sah mir das Baby an, es war wunderbar rosig und ich stellte erstaunt und mit großen Augen fest, dass mich mein Gefühl eines Mädchens wahrhaftig nicht getäuscht hatte – unser Überraschungspaket war eine sie. Nun rief ich nach M.! Laut: 1mal, 2mal, 3mal… er wurde nicht wach – Männer :-D!

Nun endlich stand auch er im Zimmer und bewunderte unser Bündel, welches die Ankunft auch lauthals verkündete. Wir wanderten ins Badezimmer, dort nahm D. ihre ersten großen Züge an der Brust. Wir badeten zusammen und legten uns ins Bett. Die Plazenta ließ sich Zeit bis zum Nachmittag und erst als sie da war, durchtrennten wir die Nabelschnur. Diese Geburt dauerte „nur“ sechs Stunden, ich war nicht schlecht erstaunt darüber. 9 Stunden weniger als bei E., 9 Stunden!, was natürlich an der guten Zusammenarbeit zwischen meinem Schicksal und mir lag, das weiß ich genau!
Mein Wunsch einer erfüllten Geburt wurde also wahr. Heilsam stand sie ein für all das zuvor Erlebte. Und sollte irgendwann eine Nr. 3 unterwegs sein, dann ruft es in mir wieder leise nach einer schmerzfreien Geburt und vielleicht wird auch dieses Ziel noch erreichbar sein.

Ich möchte zum Schluß noch etwas mitgeben. Man sollte in jedes Lebensziel so viel Kraft und Mut hineingeben, wie nur möglich und Ziele nie aus den Augen lassen. Besonders die mit Angst bestickten Wünsche birgen unglaubliches Potential. Alles ist uns möglich, wenn wir nur um das Große in uns wissen. Wenn wir erstmal voran gehen, haben wir immer den Rückenwind! ♡

Text+Titelbild © Isabell

13 Gedanken zu „Während Mann und Kind schlafen: Alleingeburt im Dunkeln“

  1. Herzlichen Dank für diesen schönen, mich tief berührenden Geburtsbericht. Ich empfinde ihn als sehr ermutigend….für alles was neu geboren werden will im Leben.

  2. Wow! Herzlichen Glückwunsch zum Töchterchen und dieser wunderbar gelungenen Geburt!!!
    Was mich ehrlich gesagt sehr überrascht hat, war die Tatsache, dass die Plazenta Nachmittags kam – wie lange lag denn zwischen Geburt von Baby und Plazenta?
    Dies ist nämlich genau „mein“ bzw. „unser“ (Eltern) Geburtstrauma beim ersten HG-Kind … die Plazenta kam nicht und ich fing an zu bluten …
    Vor der zweiten HG haben wir nun doch einfach ein ungutes/ängstliches Gefühl … lässt sich bisher nicht abschütteln …
    Würde mich sehr über eine Antwort/PN freuen!

    1. Hallo!

      Zur Sache mit der Plazenta…
      Bei meiner ersten HG kam die Plazenta gleich heraus – obwohl es eine traumatische Erfahrung war. Hier kam sie – warum auch immer – erst 12 Stunden später. Ich verlor aber nie den Mut darüber. Ich wusste, mein Körper übergibt sie mir irgendwann und ich vertraute ihm ohne Einwände.
      Wohl war die letzte Phase etwas „überwältigend“, ich schaffte kaum, mein Nestchen ordentlich zu präparieren…

    2. Hallo!

      Zur Sache mit der Plazenta…
      Bei meiner ersten HG kam die Plazenta gleich heraus – obwohl es eine traumatische Erfahrung war. Hier kam sie – warum auch immer – erst 12 Stunden später. Ich verlor aber nie den Mut darüber. Ich wusste, mein Körper übergibt sie mir irgendwann und ich vertraute ihm ohne Einwände.
      Wohl war die letzte Phase etwas „überwältigend“, ich schaffte kaum, mein Nestchen ordentlich zu präparieren… 🙂

      1. Wirklich ein ganz toller Bericht!<3 Darf man fragen was Du mit der Plazenta gemacht hast? Hab meine damals eingefroren und später püriert, dann zu Creme verarbeitet.
        In Liebe Mohnblume

        1. Hallo!
          Die erste wurde „beerdigt“, die zweite „kompostiert“. Im Nachhinein hätte ich aber auch ein Stück kosten wollen…
          Grüße! 🙂

  3. Wie wundervoll die Natur alles regelt, wenn man sie lässt. Eine Blume geht nicht schneller auf, wenn man an ihren Blütenblättern zieht und auch der Winter kommt nicht, wenn wir es im Kalender einläuten.
    Ein schöner Geburtsbericht, der wahrlich Mut macht und zeigt, wie man selbst seine Wirklichkeit gestaltet, bzw. wie sehr wir es doch in den Händen haben, nach links oder rechts zu rudern. Bei meiner letzten Schwangerschaft habe ich auch erst spät angefangen mich der bewussten Auseinandersetzung meiner Ängste zu stellen: die Angst vor dem Schmerz, der Ausweglosigkeit, des „Da-durch-müssens“ … und habe so zum ersten Mal die Geburt nicht als Qual mit traumatischen Momenten erlebt. Wohl auch, weil ich mich dazu entschied, die Hebamme nicht anzurufen. Auf diese Weise war es mir möglich bei mir zu bleiben und meinem Gefühl zu lauschen, ohne Zwischenwerte und in dem Tempo welches das Baby vorgegeben hat. Das hat mich versöhnt mit allen bisherigen Geburten (alle zu Hause).
    Es freut mich auch zu lesen, dass Du der Plazenta ihre Zeit gelassen hast…da wird enorm viel Angst geschürt…erst ist die Nabelschnur der Anlass größter Sorge und dann muss „DAS“ raus, als wäre es ein Geschwür…

  4. Liebe Isabell,

    ein wunderbarer Geburtsbericht der viel Mut macht. Vielen Dank dafür! Ich werde mir ein Lesezeichen setzen und ihn noch einmal vor meiner zweiten Geburt im Sommer durchlesen, als Mutmacher <3

    Herzliche Grüße

  5. Deine letzten Worte sind so wahr!
    Ich habe 4 Kinder, 2 Abtreibungen und ein Kind verloren, doch ich war immer mit ihnen verbunden und verabredet.
    Jetzt gehe ich meinen neuen Weg hinaus ins Leben und es ist wie eine zweite Geburt.!
    Danke für’s Mut-Machen!
    Ich bin Die, die Euch helfen kann, das Innere vor der Geburt, zwischen den Geburten und danach zu klären. Denn ich weiß um die Wichtigkeit der Dinge und gehe seit Jahren diesen Weg.
    Ich umarme alle in Liebe, die darum wissen und diesen Weg gehen!

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