Alleingeburt im Dschungel Thailands

Gast-Geburtsbericht von June, die sich in ihrer 3.Schwangerschaft entschied, ihren Traum zu verwirklichen. Der Traum, ein Kind vollkommen frei und selbstbestimmt zu bekommen … in einem tropischen Land Asiens.

Bereits einige Wochen vor der Geburt, setzten bei mir immer mal wieder Wehen ein, vor allem Nachts. Da meine beiden anderen Kinder auch vor dem errechneten Geburtstermin zur Welt gekommen sind, dachte ich jedesmal, es könnte jetzt vielleicht losgehen. Doch dann beruhigte sich alles wieder und Jessie ließ weiter auf sich warten. So nutzen wir die Zeit um weiter unsere kleine Insel zu erkunden, vielleicht habt Ihr ja das ein oder andere Video davon gesehen.

Am errechneten Geburtstermin, dem 08.11.2017 tat sich natürlich auch nichts. Aber mein Gefühl sagte mir, das es jetzt Zeit ist, doch keine großen Fahrten über die Insel mehr zu machen. Wir blieben daher besser in der Nähe unserer Jungle-Hütte und Kello organisierte auch das Essen oder kochte selber. So vergingen ein paar Tage. Ich spürte immer wieder ein paar Wehen, wusste aber von den früheren Geburten, das waren noch nicht die Geburtswehen.

Dann kam die Nacht vom 12. auf den 13.11.2017. Gegen 04:00Uhr setzten ein paar Wehen ein und diese waren anders als die Wehen der vergangenen Tage. Sie waren deutlich länger und vor Allem auch deutlich intensiver. Ich konnte zwar nochmal kurz einschlafen, doch gegen 05:30 Uhr weckte mich eine so intensive Wehe, dass ich in der Folge aufgestanden bin. Komische Geräusche von draussen lenkten mich ersteinmal ab und ich ging nachsehen. Eine Bande Affen, machte sich auf dem Dach vom Nachbarhaus breit und begann damit, die Küche auseinander zu nehmen. Das musste ich filmen, also schnappte ich mir unsere Kamera und filmte das bunte Treiben.

Jetzt setzen wieder intensive Wehen ein. Ich spürte dass es diesmal echt los ging, denn ich musste diese Wehen bereits tief veratmen. Im Haus schliefen derweil noch alle, also ging ich in die Küche und machte mir erstmal ein Frühstück. Eine gute Stärkung hilft in jedem Fall für die zu erwartenden Stunden und wer weiß ob ich später noch dazu kommen würde. Ein Müsli mit frischen Früchten und ein Tee gaben mir Kraft für den Tag. In deutlich kürzeren Abständen, überrollten mich die folgenden Wehen, ich musste mich immerwieder abstützen um sie zu veratmen.

Dann wurden Julie und Jamie wach und auch Kello stand bald in der Tür. Ich war froh, das Kello jetzt übernahm und ich mich vollkommen auf mich konzentrieren konnte. Da ich mir die Situation schon 1000 mal vorgestellt hatte, legte ich vollkommen automatisch ein paar Hand- und Moltontücher im Bad zurecht und ließ mir Wasser in die Badewanne ein. Es dauerte in unserem Jungle-House immer etwas länger bis die Badewanne mit warmen Wasser ganz gefüllt ist. Kello spürte instinktiv, das ich recht hatte als ich ihm gesagt hatte das unser Baby bald kommen würde. Daher setzte er vorsorglich noch ein paar Töpfe Wasser auf, um die Badewanne schneller zu füllen.

Mittlerweile war es 08:00 Uhr als ich in die Badewanne gestiegen bin. Das warme Wasser entspannte mich und ich konnte Kraft sammeln. Kello hatte Entspannungsmusik angemacht und auch die Kerzen im Bad erzeugte eine sehr ruhige und entspannende Atmosphäre. Die Wehen wurden immer intensiver und länger ich konnte mich aber vollkommen auf mein Baby und meinen Körper konzentrieren. Das Umfeld gab mir absolute Sicherheit und ich vertraute meinem Körper, der Natur und meinem Baby.

Jamie und Julie kamen kurz zu mir ins Bad, spürten aber auch, dass es heute etwas anders ist und Ihre Mama etwas Ruhe braucht. Daher waren Sie draussen auch schnell wieder am spielen und sie malten Bilder für Ihre kleine Schwester, die bald zu Ihnen kommen würde.

Im weiteren Verlauf, nahm die Intensität der Wehen stetig zu und sie wurden auch immer schmerzhafter. Bei der Vorbereitung, hatten wir ein Tuch über der Wanne angebracht, welches mir jetzt sehr gute Dienste leistete. Bei den nun folgenden Wehen konnte ich mich sehr gut daran festhalten. In dieser Position, konnte ich die Wehen sehr gut veratmen.

Irgendwann, war ich mir dann sicher, dass es nicht mehr lange dauern würde. Kello war jetzt mehr bei mir und bei den folgenden Wehen, stand er hinter mir und stützte mir den Rücken. Das hat mir sehr gut Halt gegeben. Ich konnte spüren, wie Jessie sich langsam auf den Weg macht. Sie rutschte mit jeder Wehe etwas tiefer und der Druck nach unten wurde auch immer größer. Ich kniete inzwischen in der Ecke der Badewanne und plötzlich platzte die Fruchtblase. Das passierte bei mir zum ersten Mal, bei Jamie und Julie, wurde die Blase immer durch äussere Maßnahmen zum Platzen gebracht.

Ich hatte in diesen Momenten, eine ganz intensive Verbindung zu meinem Baby und spürte, wie sich das kleine Köpfchen immer weiter ins Becken schob. Es konnte nicht mehr lange dauern, dann würde ich meine kleine Tochter in den Armen halten. Das gab mir Kraft für die folgenden recht schmerzhafte Wehen. Doch jede Wehe brachte mich jetzt auch näher zu meinem Kind.  So viele Monate konnte ich sie in mir spüren und jetzt würde ich sie bald zum ersten Mal sehen. Mit jeder Wehe drückte ich mit, ich spürte ganz instinktiv wann es immer soweit war. Niemand von Außen sagte mir was ich tun soll, denn Niemand außer mir spürte die Wehen und hatte die Verbindung zu meinem Baby.

Dann folgte eine sehr intensive Wehe, alle Kräfte die mir noch zur Verfügung standen, legte ich in diese Wehe und dann konnte ich das Köpfchen spüren. Diesen emotionalen Moment, kann man nicht wirklich in Worte fassen, das muss man erlebt haben und ich denke, jede Mama weiß wovon ich rede. All die Anspannung, die Wehen, die Schmerzen, waren mit einem mal verschwunden. Mit der folgenden Wehe, war Jessie dann komplett da.

…. was für ein Gefühl. Ich nahm sie vorsichtig zu mir auf die Brust und Kello legte sofort ein warmes Tuch über uns. Ein kurzes Husten und ein kurzer Schrei und dann lag sie ruhig atment auf meiner Brust. Ich suchte nach einer angenehmen Position und konnte kein Auge von meinem kleinen Engel lassen. Jessie Luana war geboren! Ganz sanft und in einem Umfeld wie ich es mir immer gewünscht hatte. Ich konnte diesen wundervollen Moment intensiv genießen. Jessie schlief nach der für sie ganz sicher auch anstrengenden Geburt ganz ruhig auf meiner Brust.

Nach ein paar Minuten wurde mir klar, die Geburt ist noch nicht vorbei. Die ersten Nachwehen setzten ein und wir warteten auf die Nachgeburt. Ich hatte keinerlei Anzeichen, von einem Riss oder einer anderen Verletzung. Jessie versuchte inzwischen schon die Brust zum trinken zu finden. Nach ca. 20 Minuten wurden die Nachwehen doch recht intensiv und bald darauf, war die Plazenta auch da. Ein kurzer Check, das sie soweit auch komplett und ohne größere Verletzungen war und dann war es Zeit ins Bett umzuziehen.

Ich bin selber immer wieder erstaunt, zu welchen Leistungen unser Körper in der Lage ist. Direkt nach einer Geburt, mit meinem Kind auf dem Arm, konnte ich selbständig in Schlafzimmer laufen. Kello transportierte die Plazenta hinterher, wir wollten die Nabelschnur in jedem Fall erst auspulsieren lassen, zu viele Abwehrkräfte und Sauerstoffreiches Blut gingen ansonsten verloren. Im Bett angekommen, machten wir es uns erstmal richtig gemütlich und konnten die ersten Momente als Mama und Tochter erleben. Kello ging in der Zeit, das Bad aufräumen so dass ich mir darüber keine Gedanken machen brauchte. Nachdem er zurück war, kuschelten wir zu Dritt, bis die Nabelschnur auspulsiert war. Als sie ganz weiß wurde und nicht mehr pulsierte, haben wir die Geburt dann endgültig mit dem Durchtrennen der Nabelschnur beendet.

Jetzt war es auch Zeit, das Jamie und Julie ihre Schwester kennenlernen. Wie süss und sanft die Beiden mit diesem kleinen Wesen umgegangen sind, ist unbeschreiblich. Auch den Beiden, konnte man die Freude über Ihr Geschwisterchen ansehen.

Liebe Grüße,

Eure June

 

Wenn Du erfahren willst, welche Gedanken June´s Partner wegen der Alleingeburt hatte und wie er die Geburt schließlich miterlebte, beschreibt er in einem interessanten Geburtsbericht aus der Männerperspektive. >>> Wie ich als Vater die Alleingeburt erlebt habe

Du findest June und ihre Familie auch auf ihrem YouTube-Kanal, bei Instagram und Facebook. Ihr Buch „In Freiheit geboren“ erschien im April 2018 und ist bei Amazon bestellbar: KLICK

Fotos © June Sky

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